London - Die britische Regierung hat Berichte über ein geheimes Abkommen zwischen Premierminister Tony Blair und dem Medienunternehmer Rupert Murdoch zur geplanten Volksabstimmung über den Beitritt des Landes zum Euro dementiert. "Die Geschichte ist Unsinn", sagte ein Sprecher am Freitag in London. Zeitungen hatten berichtet, Blair habe dem Euro-Gegner Murdoch versprochen, im Fall seiner Wiederwahl nicht sofort die Volksabstimmung abzuhalten. Blair wird nach Ansicht von Beobachtern voraussichtlich im Frühjahr Parlamentswahlen ausrufen. Als Wahltermin wird der 3. Mai erwartet. Das Versprechen eines späteren Referendums könnte Blair den Berichten zufolge die Unterstützung Murdochs sichern, der unter anderem die einflussreiche Zeitung "Sun" besitzt, die auflagenstärkste Zeitung Großbritanniens. Der britische Premier ist nach den Worten eines Regierungssprechers weiterhin zu einem Beitritt zur europäischen Währungsunion entschlossen, wenn bestimmte wirtschaftliche Kriterien wie etwa eine positive Wirkung auf Arbeitsplätze erfüllt sind. Diese Kriterien sollen nach der Wahl erneut geprüft werden. Konservative nicht regierungsfähig Die Tageszeitung "Independent" berichtete unter Berufung auf ranghohe Kreise in Murdochs Medienkonzern News International, Blair habe Murdoch vor einem Monat eine Verschiebung des Referendums versprochen. Der Konzern lehnte eine Stellungnahme jedoch ab. In den vergangenen Tagen lobte die Euro-feindliche "Sun" Blair in den höchsten Tönen. Das weckte den Verdacht, es gebe eine geheime Abmachung vor der Parlamentswahl. "Diese Regierung hat getan, was noch keine Labour-Regierung vor ihr geschafft hat - sie wachte über eine Besserung der Wirtschaft", hieß es in einem Leitartikel Anfang der Woche. Die Konservativen dagegen seien nach Ansicht der Bevölkerung nicht zum Regieren fähig. Die "Sun" war lange Zeit treuer Anhänger der Konservativen (Tories) gewesen. Nach dem knappen Wahlsieg des Konservativen John Major 1992 verkündete die Zeitung stolz, ihr offener Aufruf an die Bevölkerung, für Major zu stimmen, habe die Wahl entschieden. Vor dem deutlichen Wahlsieg Blairs 1997 wechselte die Zeitung und unterstützte mit Blair einen Kandidaten der Labour-Party. Als Blair erklärte, Großbritannien solle nach einem Referendum der Euro-Zone beitreten, fragte die "Sun" ihre Leser jedoch, ob Blair "der gefährlichste Mann Europas" sei, weil er das Pfund "verschrotten" wolle. (APA/Reuters)