Der "Fonds Gesundes Österreich" unterstützt regionale Projekte zur Gesundheitsvorsorge. Eines davon, das sich mit Gesundheitsförderung in der Schule befasst, läuft derzeit in der Steiermark. Die Ziele: Steigerung des Selbstwertgefühls und Problemabbau durch externe Diskussion. Ich bin ich Familie als der starke Background, der sie einmal war, tritt immer stärker in den Hintergrund. Nicht zuletzt aufgrund des enormen Drucks der Wirtschaft und des Arbeitsmarktes. Immer mehr Kinder und Jugendliche sind daher mit ihren Problemen allein gelassen." So viel, erklärt Lindi Kalnoky, Präsidentin und Geschäftsführerin der "Steirischen Gesellschaft für Gesundheitsschutz", zu den Hintergründen des Projektes "Ich bin ich - ein Teil von wir", das derzeit an etlichen Hauptschulen in der Steiermark läuft und vom "Fonds Gesundes Österreich" unterstützt wird: Gesundheitsförderung durch emotionale Bildung und Kreativität, Steigerung des Selbstwertgefühls, der Eigenverantwortung und durch adäquaten Umgang mit Gefühlen - und zwar gemeinsam im Team von SchülerInnen, LehrerInnen und Eltern und auch externen Bezugspersonen. Viele wichtige Fragen bleiben offen Viele Jugendliche, gerade im ländlichen Raum, wüssten nach der Schule, am Nachmittag, oft nichts mehr mit sich selbst und ihrer Zeit anzufangen. Und einige würden sich auch aus den herkömmlichen sozialen Strukturen zurückziehen und sich ins Internet hängen. "Da erfahren dann Jugendliche Sachen, von denen ihre Eltern wiederum keine Ahnung haben", so Kalnoky. Fast alle Schülerinnen und Schüler im Alter zwischen 12 und 13 Jahren, vermutet die Gesundheitsschützerin, hätten beispielsweise schon Pornofilme gesehen. "Und gleichzeitig werden ihnen Werte wie Treue und Liebe vermittelt. Dass das nicht gut gehen kann, liegt auf der Hand. Da bleiben viele wichtige Fragen offen, neue Fragen kommen hinzu." Und bei der Beantwortung dieser Fragen, so Kalnoky, begännen bereits die ersten Probleme. "Kurzzeit-Bezugspersonen" "Es gibt Dinge, die Jugendliche einfach nicht im Elternhaus oder mit den LehrerInnen oder sonstigen Personen diskutieren können oder wollen, die sie jeden Tag sehen", erklärt die Geschäftsführerin. "Und hier beginnt bereits unsere Aufgabe." Geschulte PädagogInnen der Gesundheitsgesellschaft kommen als externe "Kurzzeit-Bezugspersonen" in die Schule, erörtern mit den SchülerInnen offene Fragen und gehen dann sofort wieder. Gleichzeitig wird in anderen Projekten wie Theater- oder Tanzgruppen das Selbstbewusstsein der Schülerinnen und Schüler gestärkt, auf der anderen Seite aber auch durch Gruppenarbeiten die Wichtigkeit des Gemeinsamen herausgearbeitet. Durch begleitende LehrerInnen- und Elternarbeit wird nicht nur eine Verhaltensänderung der SchülerInnen erreicht, sondern auch eine Verhältnisänderung des Umfeldes bewirkt. Darüber hinaus wirken die LehrerInnen als MultiplikatorInnen, die ihr Wissen weitergeben. Früher in den Alltag entlassen... Von insgesamt 70.000 steirischen Jugendlichen besuchen 38.529 die Hauptschule. Daher, so Kalnoky, habe die Steirische Gesellschaft für Gesundheitsschutz auch die HauptschülerInnen als Zielgruppe für ihr Projekt ausgewählt, und auch deshalb, "weil ein hoher Prozentsatz dieser Jugendlichen früher in den Alltag entlassen und mit dessen Belastungen konfrontiert wird". Zudem seien in Hauptschulen die unterschiedlichsten sozialen Schichten zusammengewürfelt, was auch zu einem erhöhten Aggressionspotenzial und damit zu einer höheren Gesundheitsgefährdung führe. Das steirische Projekt ist auch in das Netzwerk "Gesundheitsfördernde Schule" des Unterrichtsministeriums eingebunden - gemeinsam mit weiteren 80 Projekten, die derzeit im den verschiedensten österreichischen Schulen durchgeführt werden. "Das ministerielle Netzwerk", erklärt Koordinatorin Beatrix Haller, "ist Teil eines europaweiten Schulprojektes, das von der Weltgesundheitsorganisation und dem Europarat 1993 gestartet wurde." Das Ziel: Schulen mit entsprechenden Know-how zu versorgen, wie man einerseits das persönliche Gesundheitspotenzial entwickeln kann, und andererseits auch Problemlösungen findet, um ein gesundheitsrelevantes Umfeld zu schaffen. "Es geht dabei im Wesentlichen um die Förderung der physischen, der psychischen und der sozialen Gesundheit", erklärt Haller. Das Netzwerk des Ministeriums unterstützt die Schulen aber nicht nur mit dem nötigen Know-how bei der Organisationsentwicklung und Durchführung der Gesundheitsprojekte, sonden auch mit Finanzhilfe. Dafür wurde im Unterrichtsministerium ein eigener "Umwelt- und Gesundheitsbildungsfonds" gegründet, aus dem die notwendigen Mittel frei gemacht werden. Das Info- und Servicebüro des Netzwerkes ist nach Gleisdorf ausgelagert worden. (DER STANDARD, Print-Ausgabe vom 13./14.1.2001)