Inland
Beamtenkarriere wird verbaut
Tausende Führungspositionen werden gestrichen - DER STANDARD sprach mit Staatssekretär Finz
Wien - Staatssekretär Alfred Finz (ÖVP) will die Struktur der Verwaltung vereinfachen und dabei Tausende
Führungspositionen streichen. Das bedeutet für die meisten öffentlich Bediensteten, dass ihre Karriere auf Lebenszeit verbaut
ist. Für die Bürger aber soll es besseres Service geben: "Im Front-Office-Bereich soll sich möglichst wenig ändern", sagt Finz
im Gespräch mit dem STANDARD.
Für die betroffenen Beamten oder Vertragsbediensteten heißt das aber: Sie kommen womöglich ihr Lebtag nicht von den
Arbeitsplätzen im Parteienverkehr (Neudeutsch: Front Office) weg, auf die sie bei ihrem Eintritt gesetzt wurden. Dazu muss
man wissen: Aufstiegschancen sind (nicht nur im öffentlichen Dienst) an gestiegene Verantwortung geknüpft - und das
bedeutet: Man muss eine Leitungsfunktion bekommen, um höhere Dienstklassen oder Leitungszulagen zu bekommen.
Finz gibt im STANDARD-Gespräch zu, dass es für die Motivation und die soziale Anerkennung der öffentlich Bediensteten
wichtig ist, solche Aufstiegsmöglichkeiten (inklusive Amtstitel) zu haben - "aber es kann doch nicht so sein, dass man den
Aufbau der Behörden an die Karrierewünsche anpasst. Beamtentum kann kein Selbstzweck sein."
ÖVP-Staatssekretär in blauem Gewand
Damit vertritt der ÖVP-Staatssekretär im Grunde die Freiheitliche Position - gemildert um den Hinweis: "Wir müssen die
bisherigen Karrieremöglichkeiten durch andere Anreize ersetzen - wir müssen so genannte Expertenkarrieren schaffen", sagt
Finz. Das kann auch die Beamtengewerkschaft akzeptieren: Beamtengewerkschafter haben an dem auf dem Alpbacher
VP-Bundeskongress vorgelegten Papier "Unser Weg zum modernen Leistungsstaat Österreich" mitgearbeitet. Und dort heißt
es: "Wir wollen Fachkarrieren und Verwaltungsmanagerkarrieren als Ansatz für einen flexibleren Personaleinsatz."
Unter dem Strich soll die Verwaltungsorganisation rasch billiger und flexibler werden, sagt Finz: Anstatt die Beamten
hierarchisch Akten anlegegen und genehmigen zu lassen, soll der (nicht unbedingt pragmatisierte) Verwaltungsmitarbeiter
bürgernahe Entscheidungen treffen, die nur mehr stichprobenartig überprüft werden. (DER STANDARD Print-Ausgabe, 16. 11. 2001)