Frankfurt/Main - Klein und zierlich, aber resolut, ein wenig verträumt, doch mitten im Leben, lieblich, ohne süßlich zu wirken - so erlebte und mochte das Kinopublikum der fünfziger Jahre die Schauspielerin Ingrid Andree. Die dunkelhaarige Frau mit der charakteristischen Kurzfrisur, die am 19.01. 70 Jahre alt geworden ist, gehörte in den goldenen Jahren des deutschen Nachkriegsfilms zu den Favoriten der Millionen FilmbesucherInnen, die damals noch einheimische Stars bevorzugten. Die in Hamburg geborene Tochter eines Kaffee-Importeurs war so begabt, dass sie sich schon als 20-Jährige sowohl vor der Kamera als auch auf der Bühne in den Vordergrund spielen konnte. Damals hatte sie ihr Abitur und ein Schauspielstudium bereits erfolgreich absolviert. Das Theaterdebüt am Hamburger Thalia-Theater sollte wegweisend für Andrees gesamtes Künstlerleben werden. Denn bis in die Gegenwart ist sie unter wechselnden Intendanten diesem renommierten Haus treu geblieben. Viele Hamburger TheaterbesucherInnen lieben seit Jahren ihren bescheidenen Star, der als liebste Beschäftigung im privaten Leben Stricken und Kochen nennt. "Ein Stück vom Himmel" Das wird 1951 noch anders gewesen sein, als Ingrid Andree, deren bürgerlicher Name Ingrid Tilly Unverhau lautet, die Rolle in Rolf Thieles Melodrama "Primanerinnen" angeboten bekam und nach kurzem Zögern annahm. Denn Film war für den selbstbewussten Teenager keine ernsthafte Kunst. Aber für einige Jahre machte die Leinwand aus der Hamburgerin einen Star - in weniger guten Filmen wie "O du lieber Fridolin", aber auch in anspruchsvolleren Produktionen wie "Roman einer Siebzehnjährigen" oder "Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull" mit Horst Buchholz in der Hauptrolle. Mit Österreichs Ski-Idol Toni Sailer drehte sie 1957 "Ein Stück vom Himmel". Zu Beginn der sechziger Jahre brach die Filmkarriere Ingrid Andrees ab, sie war nun immer wieder einmal im Fernsehen zu sehen. 1960 brachte sie ihr einziges Kind auf die Welt. Tochter Susanne Lothar ist seit langer Zeit eine der besten und in ihrer Rollenwahl wagemutigsten deutschen Bühnendarstellerinnen. Auf den Theaterbrettern fühlte sich auch ihre Mutter in den vergangenen 35 Jahren am wohlsten - auch in Wien, wo sie am Theater in der Josefstadt 1997 in Friederike Roths "Das Ganze ein Stück" und 1999 in Anna Mearas "Nachspiel" zu sehen war. (APA/AP)