Wien - Knapp daneben ist auch vorbei - oder trifft Jahre später den Nerv einer Zeit. "Begeistert" und "fasziniert vom Umgang mit den Materialien" war der junge Künstler Oliver Croy, als er 1993 in einem Altwarengeschäft in Wien ein Lebenswerk fand: 387 Modellhäuser, jedes ein liebevoll gestaltetes Unikat, verpackt und übrig geblieben in Müllsäcken. Über Jahrzehnte hat der 1992 verstorbene Versicherungsbeamte Peter Fritz an seinen Miniaturturnhallen, Sparkassen und Alpengasthöfen gebastelt und so ein individuell gefärbtes Abbild der Architektur der 50er-und 60er-Jahre geschaffen. Für den Einbau in eine Modelleisenbahnlandschaft, rekonstruierte Croy, waren die Modelle nie gedacht. Als miniaturmenschenleere, unsignierte Solitäre stehen sie bis heute da. Akribischer Vergleich "Erst über eine den Modellen beigelegte Diasammlung bin ich Peter Fritz auf die Spur gekommen", erzählt Croy. Ein auf einem der Dias abgebildetes Haus führte ihn ins burgenländische Oberpetersdorf, wo er eine Bekannte von Peter Fritz ausfindig machte. Mit den nach Ausstellungen in Berlin und Aachen nun im Wiener Volkskundemuseum gezeigten Modellhäusern decken sich die Diaaufnahmen aber auch nach akribischem Vergleich nur in den seltensten Fällen. Damit die eigenwilligen Schöpfungen von Peter Fritz vielleicht doch auch noch in der gebauten Realität ihre Entsprechung finden, hat Oliver Croy nun ge- meinsam mit dem Architekturkritiker Oliver Elser das "Projekt Bauherrensuche" ins Leben gerufen. Unter www.bauherrensuche.com können sich Fritzfans und andere Bauwillige an die beiden wenden, um nach dem Vorbild eines der Modelle ihr Eigenheim gestalten zu lassen. "Die genaue Auseinandersetzung passiert ja doch nur beim Bauen", sagt Croy. (tapa/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 20./21. 1. 2001)