Wien - Dem Rücktritt von Hilmar Kabas als Spitzenkandidat der Wiener FPÖ war eine Einvernahme durch die Wirtschaftspolizei vorausgegangen. Kabas hatte zwar angekündigt, sich einer solchen Einvernahme nicht stellen zu wollen, zum Termin am Mittwoch erschien er dann allerdings pünktlich. Kabas wurde von den Beamten der Sonderkommission mit dem vorliegenden Belastungsmaterial gegen ihn konfrontiert. Und ließ sich erst gar nicht auf eine Diskussion ein. Zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen gab er keine Stellungnahme ab. Gegen ihn besteht der Verdacht der Anstiftung zum Amtsmissbrauch und der Verletzung des Amtsgeheimnisses. Der Wiener FP-Chef wird von Expolizist Josef Kleindienst massiv belastet. Auf Vermittlung des Wiener Landesparteisekretärs Michael Kreißl soll Kleindienst den Wiener FP-Chef jahrelang mit vertraulichen Daten aus der Polizei versorgt haben. Von 1996 bis 1998 soll Kleindienst nach eigenen Angaben von Kabas dafür auch regelmäßig entlohnt worden sein. Die Bezahlung erfolgte über fingierte Kilometergeldabrechnungen, die auch in der Buchhaltung der Partei nachzuverfolgen seien. Andere Polizeibeamte sollen für die Informationsbeschaffung ebenfalls laufend Überweisungen von den Konten der freiheitlichen Personalvertretung oder Exekutivgewerkschaft erhalten haben. Am 13. November hat der Wiener Landtag die Immunität von Kabas und Kreißl aufgehoben. Am Tag darauf fanden bei den beiden Hausdurchsuchungen sowohl in den Büros als auch an der Wohnadresse statt. (DER STANDARD Print-Ausgabe, 20./21. 1. 2001)