Wien - Mehr rechtlich abgesicherte Möglichkeiten, um sich im Job karenzieren zu lassen, fordert die Gewerkschaft. Seit die Caritas einen Karenzanspruch für Sterbebegleitung forderte und sich auch Wirtschaftsminister Martin Bartenstein im Standard dazu positiv äußerte, ist das Thema wieder aktuell. "Aber wir haben es relativ schwer, hier mit der Wirtschaftskammer zusammenzukommen", sagt Bernhard Achitz, Leiter der Abteilung Sozialpolitik im ÖGB. Für ihn geht das Thema über Sterbegleitung hinaus und betrifft beispielsweise auch die 1997 beschlossene Bildungskarenz. Weil es darauf weder Rechtsanspruch noch Kündigungsschutz gebe, werde sie nur zögerlich in Anspruch genommen, vermutet Achitz. Die Bildungskarenz kann auf freiwilliger Basis zwischen Arbeitgeber und -nehmer vereinbart werden und bis zu einem Jahr dauern. Sie wird sogar - wie die Elternkarenz - mit 6000 Schilling monatlich (aus der Arbeitslosenversicherung) bezahlt. Elternurlaub beim Schuleintritt Achitz hofft auf eine neue Diskussion, weil ja auch der Elternurlaub neu geregelt werden müsste. Er könnte aufgesplittet werden - wer will, darf dann etwa einen Teil davon beim Schuleintritt des Kindes konsumieren. Nicht ganz glücklich über den Ablauf der Debatte zu Sterbebegleitung und Hospizarbeit zeigte sich am Montag Michaela Moritz, Chefin des Bundesinstitutes für Gesundheitswesen. Es gehe derzeit völlig unter, dass im Krankenanstaltenplan ab 2001 ohnehin 300 Hospizbetten in Akutspitälern eingerichtet werden. Das Land Steiermark habe schon jetzt ein vorbildliches Konzept zur Betreuung Sterbender. Moritz ist es wichtig, darauf hinzuweisen: "Es tut sich was. Das Ziel ist, eine Form zu finden, wo Sterbenskranke dazwischen auch wieder heimgehen dürfen." Moritz nennt als richtungweisende Wiener Institutionen den Göttlichen Heiland und das Krankenhaus Lainz. Das Hospiz der Caritas Socialis am Rennweg soll im Übrigen künftig unter die so genannte "15-A-Vereinbarung" für Krankenhäuser fallen, damit der Aufenthalt nicht mehr privat bezahlt werden muss. Im Radio-Morgenjournal äußerte sich am Montag Kardinal König zu einer IMAS- Umfrage, in der sich 50 Prozent der Befragten für aktive Sterbehilfe ausgesprochen hatten. "Hätte die Frage gelautet, ob man persönlich als Sterbender begleitet oder getötet werden wolle, hätte das Ergebnis mit Sicherheit anders ausgesehen." Die Menschen in Österreich bräuchten offenbar mehr Information über dieses Thema. "Es geht um eine menschenwürdige Gestaltung der letzten Wegstrecke der Menschen. In einer Zeit, da die Kleinfamilie mit solchen Problemen überfordert ist, ist die Verantwortung für uns alle umso größer." (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 23. 1. 2001)