Klagenfurt - Die Affäre um den designierten Kärntner Kulturamtsleiter Walter Maria Stojan zeitigt auch politische Konsequenzen. Der Kärntner SPÖ-Vorsitzende Peter Ambrozy wirft jetzt Kulturreferent Jörg Haider Amtsmissbrauch, Amtsanmaßung und "gröblichste Verletzung des Objektivierungsgesetzes" vor. Ambrozy bezieht sich dabei auf mehrere Interviews Stojans, wonach dessen Objektivierung "geschoben" gewesen sein soll. Er meinte, die SPÖ habe diesen Verdacht schon von Anfang an gehabt und daher einer Bestellung Stojans nicht zugestimmt. "Jetzt kommt die Wahrheit ans Tageslicht", meinte Ambrozy. Er hat nun den Auftrag gegeben, die Angelegenheit rechtlich zu prüfen, und will dies auch im Landtag thematisieren. Landeshauptmann Jörg Haider wies die Vorwürfe als "parteipolitischen Missbrauch einer tragischen menschlichen Situation" zurück und sagte: "Die Objektivierung ist zu 100 Prozent korrekt abgelaufen." Stojan sei "freiwillig" vor Dienstbeginn zurückgetreten, nachdem sich offenbart habe, dass er aufgrund seines psychischen Zustands nicht belastbar sei. Dafür habe er auch Zeugen, meinte Haider und verteilte an die Medien ein Schreiben von Stojans Frau. Darin weist sie jegliche Einflussnahme des Landeshauptmannes im Objektivierungsverfahren zurück und bescheinigt "allen Beteiligten, den Beamten der Kulturabteilung, den Mitarbeitern der Objektivierungskommission sowie dem Kulturreferenten und seinen Mitarbeitern", dass sie sich allesamt "fair und korrekt verhalten haben". Die ganze Sache sei eine "rein persönliche Entwicklung" und habe mit der Politik überhaupt nichts zu tun. Frau Stojan lebt von ihrem Mann getrennt und ist karenzierte Beamtin in der Kulturabteilung. Mittlerweile kommen weitere Details zum umstrittenen Objektivierungsverfahren ans Tageslicht. Ein Mitbewerber Stojans, der Schauspieler Erwin Neuwirth, sagte gegenüber dem STANDARD, er sei von der Objektivierungsstelle des Landes mehrmals aufgefordert worden, eine Erklärung zu unterschreiben, wonach er auf jeden Einspruch gegen das Verfahren verzichte. Das habe er jedoch nicht getan. Möglicherweise ist auch die Ausschreibung selbst nicht gesetzeskonform aufgesetzt gewesen. Im Text fehlt nämlich der laut Gleichbehandlungsgesetz vorgesehene Passus, im Falle gleicher Qualifikation einer Frau den Vorzug zu geben. Eine Bewerberin hat es übrigens nicht gegeben. Haider will übrigens die Stelle des vakanten Kulturamtsleiters nicht mehr neu ausschreiben, sondern die Kulturabteilung auflösen. Die beiden Mitbewerber Stojans aus der Kulturabteilung, Thomas Kreuzer und Peter Karpf, haben diese verlassen. (stein/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 24. 01. 2001)