Wien - ",Rot-Grün ist das Chaos' ist das defensivste Programm, da habe ich schon ehrgeizigere Ziele der Freiheitlichen gehört", urteilte der Wiener SP-Chef Michael Häupl am Freitag - und präsentierte, womit seine Partei in den nächsten Wochen in die Offensive gehen will. In Richtung ÖVP etwa - der Häupl "enormen Privatisierungswahn" vorwirft - soll Wirtschaftskompetenz signalisiert werden. Wien solle weiter als Technologiestandort ausgebaut werden. Aber auch in Richtung Grüne will die SP vermehrt ökologische Themen setzen; wie etwa durch einen Verfassungsschutz für das Wiener Trinkwasser. "Wer die Versorgungseinrichtungen dann verkaufen will, bräuchte dafür eine Zweidrittelmehrheit." Dazu eine weitere - schon von den Grünen erhobene - Forderung, die Häupl einlösen will: "In Einrichtungen der Stadt Wien soll vornehmlich auf biologische Nahrungsmittel umgestellt werden. Und ich möchte von der Verwaltung nicht mehr hören, dass das dann um 15 Prozent teurer wird." Zum Knackpunkt Verkehr: Ab dem Sommer solle eine international besetzte Diskussion gestartet werden, um einen Verkehrsmasterplan für Wien zu erstellen. Die SPÖ trete klar für eine Bevorrangung des öffentlichen Verkehrs ein - "aber es ist unerlässlich, auch die Straße auszubauen". Erster Ansprechpartner: ÖVP Und da wird es sich nach dem Wahltag mit den Grünen spießen. "Die haben im letzten Stadtsenat gegen alles gestimmt, was mit Autos zu tun hat", grollte Häupl. Vorzeitige Festlegungen werde es in der Koalitionsfrage nicht geben. Nur so viel zum Procedere: "Bei der Regierungsbildung ist unser erster Ansprechpartner sicherlich der bisherige Partner, die ÖVP." Einer nach dem andern; Parallelverhandlungen wolle er sicher nicht führen, "das wäre unanständig". Nur eine Partei werde ganz sicher kein Gesprächspartner für eine Regierungsbildung sein: die FPÖ. Dies sei "inhaltlich und in der politischen Form unvorstellbar". Häupl, der sich gegen eine Freigabe weicher Drogen aussprach, zu den jüngsten FP-Attacken: "Man stelle sich vor, in Kärnten ist Wahlkampf, ich hätte gerade den Vorsitz der Landeshauptleute-Konferenz, fahre nach Klagenfurt und erkläre dort, Jörg Haider ist ein Trunkenbold. Was dann in dieser Republik los wäre." Weiters entspräche es "dem intellektuellen Niveau" der FP-Führung, vor dem "Moskaujünger Häupl und dem Hooligan Chorherr" zu warnen. Häupl: "Ich gestehe, ich habe mit Peter Pilz und jetzigen Journalisten eine Reise nach Odessa, Kiew und Moskau unternommen. Aber Hooligans waren nicht dabei." Häupl zum Wahlziel: "Ich bin Bürgermeister, kein Prophet. Plus ist gewonnen, Minus ist verloren." Ein Vierer solle vor dem Ergebnis stehen. Und es müsse sichergestellt werden, "dass man ohne Sozialdemokraten in Wien nicht regieren kann". (frei/DEr STANDARD, Printausgabe, 27./28.1.2001)