Wien - Nach der großen Aufregung um einen möglichen Rauswurf des Präsidenten des Hauptverbandes, Hans Sallmutter, breitet sich in der Regierung offensichtlich leichte Ratlosigkeit aus. Heute, Dienstag, soll es daher ein Gespräch auf höchster Ebene geben. Im Raum steht sowohl eine rechtliche Änderung, um Sallmutter abzulösen als auch eine weniger aufsehenerregende Variante, derzufolge der FP-Gewerkschafter Reinhart Gaugg lediglich in den Vorstand des Hauptverbandes übersiedeln soll. Dafür müsste allerdings ein (SPÖ-)Mitglied seinen Platz räumen, wofür es derzeit keine Anzeichen gibt. Vizekanzlerin Susanne Riess-Passer zufolge wird es diese Woche noch keine Entscheidung über die neue Hauptverbandsspitze geben. Klar sei aber, bekräftigte Riess- Passer, dass Sallmutter abgelöst werden müsse. Es "muss einen Wechsel geben". Wobei der politische Background des neuen Hauptverbandschefs nicht im Vordergrund stehe, fügte die Vizekanzlerin hinzu. Prominente Unterstützung für Sallmutter kam am Montag von Wirtschaftskammer-Generalsekretär Reinhold Mitterlehner. "Wir haben mit ihm grundsätzlich kein Problem." Sallmutter sei, so Mitterlehner, quasi "über Nacht angeschossen worden" - konkret beim FPÖ-Neujahrstreffen (siehe Zitiert). Es sei "nicht gut, wenn ein wichtiger Funktionär über eine Parteiveranstaltung ausgerichtet bekommt, er ist unfähig", verweist Mitterlehner auf die "Eigendynamik", die anstatt dringend notwendiger Reformkonzepte plötzlich die Person Sallmutters in den Mittelpunkt hievte. Zu Unrecht, meint Mitterlehner, für den - unabhängig von der Person Sallmutters - "außer Zweifel steht, dass die SPÖ als stärkste Fraktion aufgrund der Kammerwahlen Anspruch auf den Hauptverbandspräsidenten hat". Es wäre "logischer und durchaus denkbar", dass die FPÖ als drittstärkste Fraktion einen Vizepräsidentenposten im Hauptverband bekomme. Die Hauptfigur im gegenwärtigen Konflikt, Sallmutter selbst, kündigte indes am Montag an, sich keinesfalls von politischem Druck "mundtot" machen zu lassen. Wann immer es richtig und notwendig sei, werde er "im Interesse der Versicherten, Kranken, Behinderten und Gewerkschaftsangehörigen seine Stimme erheben". Bei einem freiwilligen Rückzug würde er sich daher "wie ein Schuft fühlen". Ihm sei von Sozialminister Haupt bis dato keine Entscheidung über seine mögliche Abberufung mitgeteilt worden, aber es "kann alles passieren". Minister Haupt, der Montag in Brüssel war, ist laut seinem Sprecher noch am Überlegen, wie die neue Hauptverbandsspitze aussehen soll. "Nicht kaputtreden" Indes ist eine prinzipielle Diskussion über das Gesundheitswesen ausgebrochen. VP- Gesundheitssprecher Erwin Rasinger fürchtet, dass Experten wie der Gesundheitsökonom Christian Köck das heimische System "kaputtreden". Österreich habe eine bessere Qualitätssicherung als Deutschland. Im Gegensatz zu Köck trete er, Rasinger, nicht für "flächendeckende Rationierung", sondern für mehr Geld im Gesundheitswesen ein. (nim/mon)