Die Entwicklung der Medien und die Weiterentwicklung der Kommunikationsgesellschaft haben die Aufgaben der Diplomaten in den letzten Jahren stark verändert. "Jeder Diplomat ist zugleich ein P.R.-Mann und ein Medienarbeiter für sein Land", bilanziert der Pressechef des Außenministeriums, Walter Greinert, der dieser Tage als Botschafter in den Vatikan wechselt. Greinert stand in drei "heißen" Jahren an der Spitze der Presseabteilung des Außenamtes: Zum Auftakt dirigierte er die Pressearbeit während Österreichs EU-Vorsitz, dann musste er die EU-Sanktions-Wogen glätten und schließlich die OSZE-Präsidentschaft medial betreuen. "Nicht nur reagieren, sondern das Gespräch mit den Medien suchen" Die Zeiten, wo die Presseabteilung nur Antworten auf Anfragen gab, sind längst vorbei. Die Maßnahmen der EU-Partner gegen Österreich waren ein Lehrbeispiel. Außenministerin Benita Ferrero-Waldner hatte denn auch die Parole "public diplomacy" an ihre Mitarbeiter ausgegeben. Die Botschafter "draußen" wurden aufgefordert, nicht nur zu reagieren, sondern das Gespräch mit den Medien zu suchen, Interviews anzubieten etc., "um die Themenführerschaft nicht zu verlieren", so Greinert. Dies solle auch künftig so bleiben. Rund ein Jahr nach der Bildung der ÖVP-FPÖ-Regierung seien die Dinge in der Auslandspresse "ins Lot gekommen", resümiert Greinert unter Bezugnahme auf das Medienecho, das von den diplomatischen Vertretungen regelmäßig in die Zentrale angeliefert wird. Die Einigung bei den Restitutions- und Zwangsarbeiterverhandlungen, aber auch die von der Regierung eingeleitete Budgetsanierung und Reformpolitik seien im Ausland gut angekommen. Schlußfolgerung Greinerts: "Österreich muss auch in guten Zeiten präsent sein und seine Leistungen an den Mann bringen" - auf dass man sich "in schwierigen Zeiten" auch an positive Österreich-Aspekte erinnere. EU-Präsidentschaft gut über die Bühne gebracht" Die EU-Präsidentschaft in der zweiten Jahreshälfte 1998 habe Österreich "gut über die Bühne gebracht", zieht Greinert für die Pressearbeit des Außenamtes unter seiner Ägide Bilanz. Im Vorjahr sei es gelungen, dank der zielbewussten Vorsitzführung der Außenministerin, "dem österreichischen OSZE-Vorsitz 2000 ein Gesicht zu geben". Angesichts der EU-Sanktionen habe man von früher gelernt - nämlich dass man sofort "mit Argumenten die Stimme Österreichs einbringen und präsent sein muss". Die öffentliche Meinung sei auch bald gegen die Sanktionen umgeschwenkt. Ein wichtiger Teil der aktiven "PR-Arbeit" Österreichs war das Engagement auf dem Balkan, wodurch sich Österreich viel Prestige erwarb, so Greinert. Unabhängigen Medien, wie dem Belgrader Sender "B92", sei, auch mit Hilfe des ORF, "rechtzeitig finanzielle Hilfe und Ausrüstung" zugekommen. Das Außenamt veranstaltet(e) gemäß dem Schwerpunkt "neue strategische Partnerschaften" und in Zusammenarbeit mit der Diplomatischen Akademie eine Reihe von Symposien, Seminaren und Dialog-Konferenzen (Laibach, Dubrovnik). Schulungseinladungen ergingen im OSZE-Rahmen auch an Journalisten aus den kaukasischen und zentralasiatischen Ländern. Nach seinen drei ereignisreichen Jahren als "Presseschild" des Außenministeriums tritt Greinert demnächst sein neues Amt als Botschafter beim Heiligen Stuhl an. Österreich habe beim Vatikan "einen besonderen Stellenwert", freut er sich auf seine kommende Aufgabe. Greinert löst Botschafter Gustav Ortner ab, seine Nachfolgerin in Wien ist Gerlinde Manz-Christ. (APA)