München/Paris - Die große Mehrheit von Deutschen und Franzosen hält die deutsch-französische Achse für entscheidend für die Entwicklung der europäischen Union. Dieser Ansicht sind 86 Prozent der Deutschen und 81 Prozent der Franzosen, wie eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts CSA ergab, die am Mittwoch von der "Süddeutschen Zeitung" und der französischen "Liberation" veröffentlicht wurde. Die Umfrage im Auftrag des Senders Arte ergab ferner, dass die Mehrheit der Franzosen die Europa-Vorstellungen des deutschen Außenminister Joschka Fischer (Grüne) befürwortet. 53 Prozent der befragten Franzosen antworteten mit Ja auf die Frage, ob Europa - wie von Fischer vorgeschlagen - ein "Gravitationszentrum" einiger EU-Staaten brauche, die bei der Integration stärker voranschreiten und die Keimzelle einer europäischen Föderation bilden. Bevölkerung anderer Meinung als Präsident und Regierung Gegen diese Idee sprach sich nur knapp jeder dritte Franzose (27 Prozent) aus. Die Bevölkerung ist damit anderer Ansicht als Präsident und Regierung in Paris, die reserviert auf Fischers Europa-Rede vom vergangenen Sommer reagiert hatten. In Deutschland ist die Bevölkerung der Umfrage zufolge in dieser Frage gespalten: 45 Prozent plädierten für ein "Gravitationszentrum" und 47 dagegen. Für die repräsentative Umfrage wurden in Deutschland 995 Erwachsene befragt, in Frankreich 1002 Erwachsene. Frankreichs Präsident Jacques Chirac und der deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) wollten am Mittwochabend bei einem Sondergipfel nahe Straßburg über den weiteren Prozess der europäischen Integration beraten. Weitere Teilnehmer des Treffens in einem Restaurant im Dörfchen Blaesheim sind der französische Premierminister Lionel Jospin sowie die Außenminister Fischer und Hubert Vedrine. Der Sondergipfel war auf Initiative Chiracs anberaumt worden, nachdem es rund um den EU-Gipfel im Dezember in Nizza zu erheblichen Irritationen im deutsch-französischen Verhältnis gekommen war. (APA)