Forschung & Geschlecht
EU fördert Durchsetzungskraft von Grazer Wissen- schafterinnen
Pilotprojekt soll Frauen in bessere Positionen bringen
Graz – Mit einem Pilotprojekt
zur Förderung von Wissenschafterinnen ist es der Uni
Graz gemeinsam mit der
Interuniversitären Koordinationsstelle für Frauen- und
Geschlechterforschung gelungen, 6 Millionen Schilling
vom Europäischen Sozialfonds und dem österreichischen Bildungsministerium
zu lukrieren. Mit dem Geld
soll ein dreijähriger Lehrgang
finanziert werden, der wissenschaftlich kompetenten
Frauen das Rüstzeug in die
Hand gibt, sich auch gegen die
Widerstände von Old-Boys-Networks in höhere Uni-Positionen vorzukämpfen.
"Wenn’s funktioniert", verspricht Ada Pellert, Vizerektorin für Personalentwicklung,
Lehre und Frauenförderung,
dem STANDARD, "werden wir unser Erfolgsrezept gerne exportieren." Die Personalentwicklungsmaßnahme versteht sich also
als Beitrag zu einer geschlechtergerechten Organisationskultur an der Universität. Derzeit sind interne und externe
Expertinnen dabei, ein speziell auf die akademischen Verhältnisse – Rituale, Stolpersteine, Hemmschuhe – zugeschnittenes Curriculum zu
entwickeln.Lernen, wie frau eine Position erobert
Pellert: "Nach wie vor gilt,
dass das wissenschaftliche Potenzial von Frauen trotz hoher
Qualifikation oft nicht in Statusgewinn im Wissenschaftsbetrieb umgesetzt werden
kann. Je höher die Karrierestufe, desto weniger Frauen." Anfang April soll das neue
Konditionierungsprogramm,
das ausschließlich Qualifikationen für die Berufslaufbahn
vermittelt, vorgestellt werden,
im Mai schließlich anlaufen.
Pro Jahr wird der Lehrgang
zwölf Seminare umfassen, die
sich mit Themen wie Dienstrecht, Strukturen der Wissenschaftslandschaft, Funktionsweisen von Anerkennung,
Durchsetzungs- und Verhandlungsstrategien, Selbstbehauptung, Präsentation, Effizienzsteigerung, Stärken-Analyse, Umgang mit Konkurrenz, Projektmanagement,
Fundraising etc. beschäftigen. Dazu werden individuelles
Coaching und Supervision
angeboten. 20 Wissenschafterinnen pro Jahr können an der
Weiterbildung teilnehmen
und nebenbei, wie Pellert
hofft, die erlernten Strategien
informell an ihre Kolleginnen
weitergeben. (DER STANDARD, Print-Ausgabe vom 1.2.2001)