Wien - Die 61-jährige pensionierte Richterin Helene Partik-Pable ist seit 1983 Nationalratsabgeordnete und seit über einem Vierteljahrhundert FPÖ-Mitglied. Sie wurde erst vor wenigen Tagen zur Spitzenkandidatin der Wiener FPÖ designiert, um den ein wenig angeschlagenen Wiener FP-Chef Hilmar Kabas etwas aus dem medialen Schussfeld zu bringen. Zu Höheren Weihen - etwa als Nationalratspräsidentin oder Ministerin - war sie bisher dennoch nie berufen worden.
Einer breiten Öffentlichkeit bekannt wurde die Wienerin als standhafte U-Richterin im AKH-Skandal. Für Aufsehen sorgte sie auch mit markigen Aussagen zur Ausländer-Politik. Die Matura holte die Büro-Angestellte 1968 im zweiten Bildungsweg nach, das Jusstudium beendete sie 1973, im Jahr darauf trat sie der FPÖ bei. Bekannt wurde Partik-Pable im Korruptionsfall um das Wiener AKH Anfang der 80er Jahre: Die U-Richterin machte den Fall gegen heftigen politischen Widerstand und Morddrohungen verhandlungsreif. Vom "trend" wurde sie dafür 1981 zur Frau des Jahres gekürt. Für die zwölf angeklagten Manager gab es insgesamt 40 Jahre Haft. 1999 räumte sie schließlich ihren Schreibtisch im Landesgericht Wien und ging als Richterin in den Ruhestand. Weiterhin aktiv blieb Partik-Pable allerdings im Nationalrat, wo sie die FPÖ seit Mai 1983 vertritt und derzeit Klubobmann-Stellvertreterin und Sicherheitssprecherin ist. Thematisch widmet sie sich vor allem der Ausländer- und der Sozialpolitik. Zu letzterer hat sie durch ihre schwerbehinderte Tochter eine sehr persönliche Beziehung. Vielleicht auch deshalb schert sie gerade in Behindertenfragen auch immer wieder von der Regierungslinie aus. So forderte Partik-Pable etwa wiederholt und mit einiger Vehemenz eine Valorisierung des Pflegegelds. "Drogendealer haben Wien schon erobert" Beim Ausländer-Thema fiel Partik-Pable dagegen häufig durch radikale Töne auf. Für heftige Empörung sorgte die Sicherheitssprecherin etwa im Mai 1999, als sie im Zuge der Nationalrats-Sondersitzung zum Fall des bei seiner Abschiebung ums Leben gekommenen Nigerianers Marcus Omofuma sagte, Schwarzafrikaner "schauen nicht nur anders aus, ... sondern sie sind auch anders, und zwar sind sie besonders aggressiv". Viel Kritik erregte auch ihre Forderung nach Einführung einer Identifikationkarte für Ausländer, die sogenannte A-Card. Ebenfalls scharfe Töne gibt es seitens Partik-Pable in der Drogenpolitik: "Die Drogendealer haben Wien schon erobert". Dass die schon unter Norbert Steger aktive Partik-Pable nunmehr als Spitzenkandidatin in den für die Freiheitlichen so wichtigen Wiener Wahlkampf zieht, war noch vor eineinhalb Jahren kaum vorstellbar. Da musste sie im Parlaments-Klub der FPÖ (bis zum Regierungseintritt der Partei) aus der Stellvertreter-Riege weichen, um Jüngeren Platz zu machen. Damals meinte Partik-Pable noch, sie müsse einsehen, dass man nach vielen Jahren in der Politik nicht mehr den gleichen Stellenwert habe. Nun ist die 61-Jährige in der Partei aber wieder hochmodern. Als Mitglied des Präsidiums der Wiener FPÖ und Landesparteiobmann-Stellvertreterin galt Partik-Pable von Anfang an als aussichtsreichste Kandidatin für den Posten des FPÖ-Spitzenkandidaten bei der Wiener Gemeinderatswahl. Zwar hatte sie ihre Kandidatur anfangs aus familiären Gründen abgelehnt, hat sich nun aber offensichtlich überzeugen lassen, an der Spitze der krisengeschüttelten Wiener Landespartei in die "Mutter aller Wahlschlachten" zu ziehen. (APA)