Wien - Die Abschaffung des "menschenverachtenden und unwürdigen" Strafrechtsparagraphen 209 fordert die Wiener Integrationsstadträtin Renate Brauner anlässlich des morgen, Samstag, stattfindenden Wiener Regenbogenballs. Die Bestimmung verbietet den homosexuellen Verkehr von Erwachsenen mit 14- bis 18-jährigen Jugendlichen. "Homosexualität ist weder eine Krankheit noch ein Verbrechen, sondern Alltag und Normalität. Wer hier kriminalisiert oder stigmatisiert, handelt menschenfeindlich", so Brauner am Freitag in einer Aussendung. Bezüglich der Rechte für homosexuelle Paare werde Österreich "langsam aber sicher zum europäischen Schlusslicht", so die Kritik der Stadträtin an der Bundesregierung. In Wien gebe es dagegen die Bemühung, zumindest im Zuständigkeitsbereich der Stadt Wien Erleichterungen und Gleichstellungen zu schaffen. Ein erster wichtiger Schritt sei die Gründung der "Wiener Antidiskriminierungsstelle für gleichgeschlechtliche Lebensweisen" (WASt) gewesen. "Wien ist anders" Für Bedienstete des Wiener Magistrats, die in einer homosexuellen Partnerschaft leben, gelte seit dem Vorjahr die Pflegefreistellung im Krankheitsfall des Partners, so Brauner weiter. Als besonderen Durchbruch bezeichnete Brauner die mit Wohnbaustadtrat Werner Faymann (S) vereinbarte Jungfamilienförderung. Laut der Stadträtin haben damit hetero- oder homosexuelle Familien, deren sämtliche Mitglieder das 40. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, bei "Wiener Wohnen" einen Anspruch auf Jungfamilienförderung. Für den Fall des Todes einen Partners gebe es darüber hinaus im Bereich der Gemeindewohnungen das volle Eintrittsrecht. "Wien ist anders. Aus diesem Tourismusslogan ist längst gesellschaftspolitische Realität geworden", sagte Brauner. Kritik an Brauner übte die Wiener Chefin des Liberalen Forums, Alexandra Bolena. "Wenn sich die SPÖ getraut hätte, in der letzten Legislaturperiode ihren Worten auch Taten folgen zu lassen und unsere entsprechenden Anträge unterstützt hätte, dann hätten wir den Paragraphen 209 schon längst nicht mehr", so die LIF-Chefin. Das LIF setze sich seit Jahren für die ersatzlose Streichung des Paragrafen ein. "Diese Forderung steht auch in unserem Programm", betonte Bolena in einer Aussendung. (APA)