Salzburg - Die PR-Leiterin von Guggenheim-Bilbao hatte zwar abgesagt. Dennoch war der aktuelle öffentliche Anlauf zur konzeptiven Erfassung der beiden am heftigsten diskutierten Salzburger Museumsprojekte spannungsgeladen genug. Am Donnerstagabend prallten auf einem universitären Diskussionspodium Meinungen aus den Bereichen Museumsleitung, Touristik, Politik und Kunstvermittlung zu einem Salzburger Museum "am" oder "im" Berg aufeinander. Wobei Barbara Wally von der Internationalen Sommerakademie für ihre kritischen Statements spontan Applaus erhielt. Die Projekte, also sowohl das Hollein-Museum im Mönchsberg als auch das Museum der Moderne am Berg (MaM), seien "völlig austauschbar", beide würden an der lokalen Szene vorbeigehen. Sollte das "Höhlenmuseum" als Handlanger für kommerzielle Zwecke, als Appetitmacher für die Einkaufsstadt Salzburg verstanden werden, sei Guggenheim mit seinem Programm zwischen Koons und Armani ideal, sollte dann aber nicht aus dem Kulturtopf finanziert werden, so die Kunstvermittlerin. Wallys Kommentar zum fast baureifen MaM ("Fehlende Transparenz, Mauschelei") rief bei Salzburgs Kulturlandesrat Othmar Raus Entsetzen und Widerspruch hervor. Er werde keinesfalls seine Unterschrift zum Bau dieses Kunsthauses setzen, bevor nicht die Machbarkeitsstudie zum ehedem verhinderten Guggenheim-Museum geprüft und adaptiert worden sei. Am legendären Namen Guggenheim schieden sich einmal mehr die Geister. Wilfried Seipel warnte vor der Fetischierung dieses Etiketts. "Namen und Architekturen nützen sich ab. Man soll über Inhalte und nicht über Hüllen reden", so der sehr vorsichtig die Kooperationsmöglichkeiten zwischen der Eremitage St. Petersburg, Guggenheim New York, Salzburg und dem Kunsthistorischen Museum skizzierende Direktor des Hauses am Ring. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 3./4. 2. 2001)