Von der französischen Literaturgeschichte wird sie als bedeutendste Briefstilistin des 17. Jahrhunderts gefeiert. Ein über 25 Jahre währender Briefwechsel mit ihrer Tochter, von dem an die 1 500 Briefe erhalten geblieben sind, zeugt nicht nur von „"wahrhaft dichterischer Schönheit", sondern gibt vor allem ein „aufschlussreiches Zeit- und Sittengemälde" (Große Frauen der Weltgeschichte) ihrer Epoche wieder. Die Briefe sind als Chronologie der Ereignisse am französischen Hof als historisches Dokument von unschätzbarem Wert. Im Salon de Rambouillet Aufsehen erregte Marie de Rabutin-Chantal, wie sie mit Mädchennamen hieß, als sie als 18 jährige zum ersten Mal in den berühmten Salon der Marquise de Rambouillet kam. An jenen Ort, wo sich die geistige Elite Frankreiches regelmäßig ein Stelldichein gab. Diesem Kreis um Madame de Rambouillet, der im damaligen Frankreich in Fragen der Kunst und Wissenschaft führend war, gehörten Berühmtheiten wie Lafayette, Rochefoucauld, Corneille und Condé an. Marie beeindruckte durch ihre umfassende Bildung: besonders auf literarischem Gebiet war sie bei antiken AutorInnen ebenso bewandert wie bei zeitgenössischen SchriftstellerInnen. Überdurchschnittlich gebildet Geboren am 5. Februar 1626 in Paris, wuchs die früh verwaiste Marie bei ihrem Onkel, dem Abbé de Coulanges, auf. Ihm verdankt sie ihre überdurchschnittlich hohe Bildung. Neben Latein, Italienisch und Spanisch brachte er ihr Literatur und Philosophie nahe. Mit 18 heiratete sie den Lebemann Marquis de Sévigné, mit dem sie zwei Kinder hatte. Eine kurze, sehr unglückliche Ehe für Marie, da er sie immer wieder betrog und finanziell ausnützte. 1651 starb er im Duell um eine andere Frau. Innige Beziehung zur Tochter Marie blieb die restliche Zeit ihres Lebens männerlos. Alle Heiratsanträge auch noch so berühmter Männer wie Marschall Turenne, Prince de Conti und Bussy-Rabutin lehnte sie kategorisch ab. Stattdessen widmete sie sich intensiv ihren literarischen und wissenschaftlichen Studien. Und dem exzessiven Briefeschreiben an ihre Tochter, mit der sie eine besondere und sehr liebevolle Beziehung verband. Den Großteil ihres Lebens verbrachte Madame de Sévigné am Hof Ludwig XIV. Zwischenzeitliche Reisen führten sie zu ihrer Tochter nach Grignan. Von ihrem letzten Besuch 1694 kam sie nicht mehr zurück. Marie de Sévigné starb am 18. April 1696 im Alter von 70 Jahren.