Oslo - Das Totalverbot von Pornografie auf der Leinwand wird in Norwegen gelockert, teilte die staatliche Zensurbehörde am Montag in Oslo mit. "Harter Sex" darf in Zukunft als Teil von Filmen gezeigt werden - unter der Bedingung, dass die Pornografie Bestandteil von "künstlerischen Elementen" sei. Anlass für die Grundsatzentscheidung war ein anhaltender Streit um den den nach 25 Jahre jetzt erstmals für norwegischer Zuschauer freigegebenen japanischen Streifen "Im Reich der Sinne" von Nagisa Oshima. Die 1976 entstandene klaustrophobe Geschichte über eine obsessive Paarbeziehung war mit ihrer Kombination aus naturalistischer Darstellung und reduktionistischer Handlung in den meisten europäischen Ländern und auch in Österreich schon Ende der Siebziger Jahre der Anlassfall für die Aufhebung des Totalverbots von Pornografie gewesen. Kommerzielle Pornofilme haben nach Auffassung der norwegischen Aufsichtsbehörde freilich keine der künstlerischen Ambitionen des Oshima-Films und würden deshalb infolge des unverändert geltenden Filmgesetzes auch künftig verboten bleiben. Sprecher der Kinobetreiber werteten die Entscheidung als Schritt zu einer deutlichen Liberalisierung der Zensurpraxis, sprachen sich aber auch für eine grundlegende Revision des Filmgesetzes aus. (APA/dpa)