Wien - Am Ende dieses Films folgt einmal mehr - und das ist in diesem Fall besonders bedauerlich - das Insert "Visual Effects by ..." Jeder, der schon einmal Computergolf gespielt hat, kann sich gut vorstellen, was das bedeutet: Kameraflüge über virtuelle Rasen; beharrlich folgt das Auge fliegenden, rollenden, kollernden Bällen. Kurz: Man wird bei solchen 3-D-Simulationen vielleicht möglicherweise irgendwann einmal selbst zu einem Ball, aber: Ist das wirklich eine Golfpartie?

Doch wohl eher nicht, zumindest nicht aus der Sicht von Spielern, die wie in der Legende von Bagger Vance einen Parcours in den Südstaaten zu Zeiten der großen Depression in den 20er-Jahren mit gutem altem amerikanischem Sportsgeist beleben. Dabei wäre das Zusammentreffen von Robert Redford mit diesem Sujet durchaus glückhaft zu nennen: Einmal mehr betritt der Regisseur in historischem Ambiente ein Terrain, auf dem im besten Sinne kultivierte Sorgfalt bei kleinen Dingen den Grundstoff für große Taten bildet.

Man denke nur an Redfords vielleicht schönsten Film, das Fliegenfischer- und Familiendrama In der Mitte entspringt ein Fluss: Auch Bagger Vance zelebriert die gewissen Kniffs und Handgriffe einer Passion - und lässt zugleich durch einen jungen Star ein Alter Ego des Regisseurs erstehen, bei dem dandyhafte Eleganz sich mit Melancholie und Trauer durchmischt. Was Brad Pitt für Redfords Anglerfilm war, ist nun gewissermaßen Matt Damon für Bagger Vance: Eine Lichtgestalt, auf die so mancher Schatten gefallen ist und zu der kleine Jungen ebenso emporblicken, wie sie später von alten Männern nostalgisch verklärt wird.

Beraten von dem mysteriösen schwarzen Caddy Bagger Vance (Will Smith), kämpft sich dieser Captain Junuh durch ein Schauturnier: Das und nicht mehr und weniger ist die Handlung des eigentlich "kleinen" Films. Und dass dieser über weite Strecken nicht peinlich wird, liegt wie immer bei Redford an einer Klarheit und Schlichtheit, die auf eine Stimmigkeit in kunstvoller Lichtsetzung und Akustik vertraut:

Wenn man eine Balltreppe runterschlendert, und zu einem schlichten Waltz eine schöne Frau erblickt, dann sollte das Orchester besonders gut spielen. Auch Bagger Vance ist in solchen Momenten und durch die grandiose Kamera von Michael Ballhaus liebevollst verschlendertes Kino für angenehme Nachmittage, frei nach dem Motto: "Dieses Spiel kannst du nicht gewinnen, sondern nur spielen." Aber dann, wie gesagt, fetzen einem plötzlich wieder die Bälle im Dolby-Surround um die Ohren, und man fliegt mit Vollgas zum nächsten Loch - und nein, das hat mit Zauber nichts mehr zu tun, sondern nur noch mit Kraftmeierei. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 6. 2. 2001)