Wien - Bundespräsident Thomas Klestil will bei dem bevorstehenden Besuch des russischen Präsidenten Wladimir Putin dem Ausbau der bilateralen Wirtschaftsbeziehungen besonderes Augenmerk schenken. Nach Informationen der Präsidentschaftskanzlei sind die Unterzeichnung von zwei Abkommen auf Bundesebene, eines auf Landesebene sowie mehrere Vereinbarungen zwischen österreichischen und russischen Firmen geplant. Zur Delegation Putins gehören zahlreiche führende Geschäftsleute. Hingegen wird von österreichischer Seite das Thema Neutralität keine vordringliche Bedeutung haben. Der österreichische Standpunkt dazu sei bekannt, heißt es in der Präsidentschaftskanzlei. Als weitere Gesprächsthemen werden die EU-Erweiterung, die Lage auf dem Balkan, Weltwirtschaftsfragen und die Situation im Kaukasus im Gefolge der österreichischen OSZE-Präsidentschaft im vergangenen Jahr erwartet. Aufschwung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit Im Rahmen des Arbeitsaufenthalts von Putin in Wien werden am Donnerstag ein bilaterales Abkommen über die Unterstützung des Unternehmertums und eine Vereinbarung über die Zusammenarbeit zwischen dem österreichischen "Bürges"-Fonds und dem russischen Fonds zur Unterstützung des Kleinunternehmertums unterzeichnet. Auf Landesebene schließt die Steiermark mit der Region Altai ein Sozialabkommen. Bei einem Besuch der Präsidenten in der Wirtschaftskammer sollen am Freitag mehrere Vereinbarungen auf Firmenebene geschlossen werden, darunter von so prominenten österreichischen Unternehmen wie OMV, VOEST-Alpine Industrieanlagebau (VAI), VA Tech Elin, Doppelmayr oder AVL List. Der hohe Stellenwert der Wirtschaft bei den Gesprächen zwischen Putin und Klestil zeigt sich auch daran, dass beim Staatsbankett am Donnerstagabend Vertreter der Wirtschaft die Mehrheit der rund 270 geladenen Gäste stellen werden. Zu essen wird es traditionelle österreichische Küche geben. Logistisch und sicherheitstechnisch liegt der Besuch des russischen Staatschefs für die Präsidentschaftskanzlei und die österreichischen Sicherheitsdienste nach eigener Einschätzung etwa auf einer Ebene mit dem Besuch des Papstes oder des französischen Staatschefs Jacques Chirac 1995. Die Tatsache, dass Putin an seinen Arbeitsbesuch noch ein paar Tage zum Skifahren am Arlberg anhängt, sieht man in der Hofburg als "Ausdruck einer besonderen Sympathie für Österreich". Das Ehepaar Putin und das Ehepaar Klestil werden sich gemeinsam bis Sonntag in St. Christoph aufhalten und unter anderem dem Ende der Ski-WM beiwohnen. Verständigungsprobleme wird es keine geben: Putin spricht ebenso wie seine Frau Ludmilla seit seiner Zeit als Geheimdienstmann in Dresden in den achtziger Jahren perfekt Deutsch, Frau Margot Klestil-Löffler hingegen ist diplomierte Slawistin und promovierte über russische Literatur. (APA)