Washington - Bisher gingen die Luftverschmutzung und die globale Klimaerwärmung vor allem auf das Konto von Nordamerika und Europa. Aber Asien holt auf. Eine internationale Studie über dem nördlichen Indischen Ozean zeigte eine Konzentration von Schadstoffen in der Luft, die der in Vorstadtregionen der USA und Europas nicht mehr nachsteht. Die Daten präsentiert ein internationales Team unter Federführung des Mainzer Max-Planck-Instituts für Chemie im Wissenschaftsmagazin "Science" vom Freitag. Zwar stammt die Luftverschmutzung in Süd- und Südostasien zum großen Teil von der Verbrennung biologischer Stoffe wie Holz, Dung und landwirtschaftlichen Abfällen. Deshalb sei ihr negativer Einfluss auf das lokale, regionale und sogar globale Klima aber nicht geringer als der Schaden durch die Nutzung von fossilen Treibstoffen in den Industrieländern, schreiben die Autoren, darunter der Nobelpreisträger Paul Crutzen und Jos Lelieveld, die am Mainzer Institut arbeiten. Sonnenbestrahlung reduziert Im Gegenteil. Unter den organischen Schadstoffen fanden die Klimaforscher einen vergleichsweise hohen Anteil von Kohlenstoffteilchen. Diese mischen sich mit anderen Luftpartikeln, die dann viel Sonnenlicht aufnehmen. Das reduziere die Sonnenbestrahlung im Norden des Indischen Ozeans um rund 15 Prozent, errechneten die Forscher. Zugleich komme es zur Erwärmung bestimmter Luftschichten, was wiederum einen Einfluss auf das Klima habe. Nach Angaben der Wissenschafter belasten die Emissionen Süd- und Südostasiens während des Wintermonsuns die Luft in einem Gebiet von mindestens zehn Millionen Quadratkilometern erheblich. Auf Grund der Brennstoffe liege der Kohlenmonoxid-Ausstoß in der Region um 50 Prozent höher als in Europa und Nordamerika zusammen, schätzt das Team. "Selbstreinigung" beschnitten Noch bedenklicher aber ist nach Erkenntnis des Teams, dass die für diese Region typische Luftverschmutzung das "Waschmittel der Atmosphäre", die Hydroxyl-Radikale, abbaut. Damit werde die Fähigkeit der Atmosphäre zur "Selbstreinigung" beschnitten. "Ohne internationale Kontrollmaßnahmen wird sich die Luftverschmutzung über der nördlichen Hemisphäre zu einer globalen Wolke entwickeln, die sich gleichermaßen über industrialisierte und Entwicklungsländer erstreckt", warnen die Klimatologen. Die in "Science" veröffentlichte Studie ist als Indian Ocean Experiment (INDOEX) bekannt. Sie stützt sich auf Messdaten von einem Flugzeug, einem Forschungsschiff und einem Observatorium auf den Malediven. (APA/dpa)