Wien - Der russische Präsident Wladimir Putin hat das "Vertrauen der Weltöffentlichkeit" in die österreichische Neutralität unterstrichen. Bei seiner Tischrede anlässlich des Staatsbanketts im Rahmen seines Besuchs in Österreich sagte Putin Donnerstag Abend in Wien, in Russland "genießt die österreichische Neutralität einen erhabenen Ruf und gebührende Hochachtung". Österreich habe sich damit seit 1955 "zu einem der Zentren der internationalen Politik und Diplomatie entwickelt". Putin unterstrich, dass nach russischer Auffassung die Neutralität auch heute noch einen unveränderten Stellenwert habe. Der 1955 "vom österreichischen Volk" gewählte Status sei "Zeugnis von der vorausschauenden Klugheit dieser historischen Wahl". Auch zu Beginn des 21. Jahrhunderts seien "eben solche wohldurchdachten und verantwortungsvollen Lösungen gefragt". Bundespräsident Thomas Klestil würdigte die "guten und freundschaftlichen Beziehungen" zwischen Wien und Moskau. Im künftigen Europa dürfe es "keine Trennlinien" mehr geben, und ein "stabiles und prosperierendes Russland" sei für den Kontinent unverzichtbar. Österreich verfolge den Fortgang der Reformen in Russland mit großem Interesse und setze "große Erwartungen" in Präsident Putin bei der Verwirklichung von Demokratie, Menschenrechten und Rechtsstaatlichkeit. Putin wies außerdem darauf hin, dass sein Besuch in Wien exakt auf den 300. Jahrestag der Errichtung einer ständigen diplomatischen Vertretung in Wien falle. Zu Jahresbeginn 1701 habe Zar Peter der Große den ersten russischen Gesandten, Fürst Peter Golizyn, angewiesen, sich "raschest" nach Wien zu begeben. Ebenso habe er den Besuch in Wien "nicht auf die lange Bank" geschoben und hoffe nun, auch Bundespräsident Klestil bald in Moskau begrüßen zu dürfen, sagte Putin. (APA)