Wien - "Ich kenne Gespräche mit Hans Sallmutter, mit dem man durchaus reden kann. Der klagt, dass ihm die Hände gebunden sind", sagt Gesundheitsstaatssekretär Reinhart Waneck (FPÖ) im Standard- Gespräch. Nein, er entdeckt nicht Sympathien für Sallmutter, er formuliert den Umbau des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger: "Dort muss jemand sein, dem die Hände nicht gebunden sind. Im Verband konterkarieren sich verschiedene Interessensgruppen." Ein "entscheidungsfähiges" Präsidium brauche neue Strukturen, sagt Waneck: "Holding ist das Zauberwort. Der Hauptverband soll eine Holding mit klarer Ressortverteilung, vier Hauptverantwortlichen und schlanker Spitze werden."Die Drohung Der Hauptverband, das Dach für Kranken-, Unfall- und Pensionsversicherung, ist eine selbstverwaltete und von Sozialpartnern beschickte Organisation. Dem Präsidium, Sallmutter und seinen Vizes, hat die Regierung ausgerichtet, dass sie nicht mehr im Amt seien. Für das neue Präsidium will Waneck eine neue Struktur, notfalls ohne Zustimmung: "Wenn die Sozialpartner die neue Struktur nicht befolgen, müssen wir sie per Gesetz vorgeben." Im Ministerium arbeite eine Gruppe bis Ostern ein Konzept aus. Inhaltlich soll die Holding den Effekt haben, dass die 27 Sozialversicherungen mit sieben verschiedenen Beitragshöhen harmonisiert werden. Sozialminister Herbert Haupt (FPÖ) formuliert die Pläne im Standard-Gespräch als Drohung an die Sozialpartner: Er hat diese Montag zum Gipfelgespräch geladen, Thema ist auch der Hauptverband. Sollten die Sozialpartner sein Paket nicht goutieren, werde er den Hauptverband in eine Holding umwandeln - samt besserem Durchgriffsrecht für ihn als Minister. Zentraler Punkt seines Paketes ist ein Solidaritätsfonds für den Finanzausgleich zwischen armen und reichen Kassen. Haupt will ein "neues Solidaritätsausgleichssystem": "Gesunde" Kassen sollen Rücklagen für schwächere Kassen auflösen. Die Reaktion AK-Präsident Herbert Tumpel will sich beim Sozialpartnergipfel keine Debatten über kranke Kassen aufzwingen lassen. Er argumentiert: Die Regierung habe den Kassen durch Absenkung der Beiträge und Umwälzung des Defizits der Bauernkasse Mehrkosten von 2,5 Milliarden Schilling beschert. Von Preisregelungsmöglichkeiten bei Medikamenten mache sie keinen Gebrauch. Darüber will er reden, nicht über "Zerschlagung des Gesundheitssystems". (DER STANDARD Print-Ausgabe, 10. 2. 2001)