Feldkirch - "Aus Interesse am menschlichen Denken" hat Hans Weingartner Gehirnforschung studiert. In Wien, wo es der Feldkircher dann "einfach nicht mehr ausgehalten hat" und schließlich in Berlin. Nebenbei hat er Kurzfilme gemacht "immer schon". Aber in Wien "wollte die ja niemand sehen, hat mich keiner ernst genommen". Mediziner ist er nicht geworden. Sondern ein Filmregisseur, der heuer seinen ersten großen Erfolg verbuchte. Für "Das weiße Rauschen", seinen ersten Spielfilm und zugleich Diplomarbeit an der Kunsthochschule für Medien Köln, erhielt der 30-Jährige den Max-Ophüls-Preis 2001 für den besten deutschen Nachwuchsfilm. In "Das weiße Rauschen" erzählt Weingartner die Geschichte des 21-jährigen schizophrenen Lukas, "eigentlich einen klassischen Entwicklungsroman". Zu den üblichen Schmerzen, die das Jungsein bereitet, kommt bei Lukas, "dem man nicht ansieht, dass er krank ist", der Ausbruch einer Psychose. Weingartner, selbst im eigenen Umfeld mit Schizophrenie konfrontiert, wollte "keinen erklärenden Film machen, keine schnellen Antworten geben und keinesfalls Schuldzuweisungen". Geholfen habe ihm dabei "der wissenschaftliche Background, der mir einen neutralen Zugang verschafft hat". Weingartner hat mit Klischees aufgeräumt. "In den meisten Filmen sind Schizophrene Massenmörder oder Genies. Ich wollte ein anderes Bild zeichnen." Jenes von Menschen, deren Verrücktsein Angst erzeugt und von Menschen, die sich zurückziehen, aus Furcht vor dem Unerklärlichen, das sich in ihnen breit macht. (jub/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 10./11. 2. 2001)