Helsinki - Keine Angst vor negativen ausländischen Reaktionen hätte Jörg Haider (F) im Falle einer Bundeskanzlerkandidatur im Jahre 2003. "Verrückter als es bei dieser Regierungsbildung gewesen ist, kann es nicht mehr werden", sagte der Kärntner Landeshauptmann in Interviews für die finnischen Tageszeitungen "Turun Sanomat" und "Aamulehti". Er erwarte auch nicht, dass die EU-Partner neuerlich zu Sanktionen greifen würden; dies sei "ein Vertragsbruch" gewesen. "Man muss die Dinge nur durchstehen", so Haider. Auf die Frage, ob er sich 2003 als Bundeskanzler sehe, meinte der FPÖ-Politiker: "Wir werden sehen, wie die Verhältnisse 2003 sind. Wichtig ist, dass jetzt diese freiheitliche Regierungsmannschaft erfolgreich arbeitet, damit wir dann 2003 auch den Anspruch anmelden können, dass ein Freiheitlicher Chef dieser Regierung sein soll. Das ist etwas sehr Wichtiges, denn wir sind jetzt die stärkste Kraft in der Regierung und haben in dieser blau-schwarzen Koalition der ÖVP den Kanzler überlassen." Zu möglichen Auslandsreaktionen führte Haider aus, viele der Politiker, die die politische Wende in Österreich kritisiert hatten, werde es im Jahr 2003 nicht mehr geben. Es würden "viele nicht mehr existieren, die mit Hass gegen Österreich gearbeitet haben, also ich glaube, dass Chirac nicht mehr existiert; höchstens im Gefängnis", so Haider in Anspielung auf die Korruptionsaffäre, in die auch die Partei des Präsidenten, die neogaullistische RPR, verwickelt ist. "Man muss die Dinge nur durchstehen" Versuche, sich für innenpolitische Zwecke an das Ausland zu wenden, hätten "nichts gebracht", sagte Haider. "Sie sehen, man muss die Dinge nur durchstehen. Jetzt, nach einem Jahr der Demonstrationen, gibt es eigentlich keine Bewegung mehr, weil jeder sagt, es stimmt alles nicht, was hier propagiert worden ist." Die "Lust" zum Demonstrieren werde sinken, "denn diese Regierung arbeitet gut". In Kärnten, wo er mit seiner Partei schon länger Verantwortung trage, sehe man dies: "Dort sind die Menschen zufrieden." Über die Sanktionen der EU-14 sagte der frühere Chef der Freiheitlichen: "So kann man mit kleinen Ländern nicht verfahren." Ähnlich habe man dies in anderen kleinen Staaten der Union empfunden. "Das haben die Dänen empfunden, dort gibt es eine sehr starke Sympathie für uns, viele in Belgien, viele in Holland." Die Pragmatisierung solle in Österreich wieder auf jene Bereiche reduziert werden, wo es sinnvoll sei, so Haider weiter. "Dort wo es Beamte gibt, die Bescheide erlassen, die hoheitliche Entscheidungen treffen", wo ein hohes Maß an Entscheidungsunabhängigkeit sichergestellt werde solle, wie in der Justiz. "Das war die Idee der Pragmatisierung." Nicht sinnvoll sei sie hingegen in der staatlichen Leistungsverwaltung, etwa auf dem Krankenhaussektor. Eine europäische Verteidigungsbasis sei der NATO vorzuziehen Hinsichtlich der EU-Osterweiterung zeigte sich Haider "sehr zufrieden", dass nun auch Politiker wie der deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) Übergangsfristen fordern. Er habe bereits vor Jahren Fristen zwischen fünf und zehn Jahren gefordert. "Damals bin ich sehr geprügelt worden als jemand, der gegen Europa ist und die Erweiterung nicht haben will." Heute sagten jene, "die angeblich so für Europa sind", das Gleiche. Nach einem Übergangszeitraum rechne er, "dass Ungarn, Slowenien, Kroatien möglicherweise, Tschechien weiß ich nicht, kommen werden. Aber das ist es schon." Im Zusammenhang mit einer NATO-Mitgliedschaft Österreichs plädierte Haider für eine europäische Lösung. "Ich glaube, dass es vernünftiger wäre, eine europäische Verteidigungsbasis zu basteln. Weniger Amerika, weil Amerika will sich ohnedies zurückziehen. Außerdem ist die Arbeitsteilung nicht richtig: dass die Amerikaner ihre Bomben in Europa abwerfen und wir den Wiederaufbau zahlen. Das schätze ich nicht sehr. Es kostet uns trotzdem viel Geld." (APA)