Film
Rassistisches Fernsehen und gestoppte Sozialprojekte
Spike Lee vergisst über dem Humor die Sozialkritik nicht
Berlin - Spike Lee (43), Regisseur der bei der 51. Berlinale gezeigten Mediensatire "Bamboozled - It's Showtime!", hat das
immer weiter fallende Niveau des Fernsehens angeprangert. "Die zunehmende Verflachung regt mich auf. Zu selten wird Stoff zum
Nachdenken geboten", sagte Lee am Montag. In seinem neuen Film erzählt der Regisseur mit grellem Witz vom Aufstieg und Fall eines
TV-Autors und dem alltäglichen Rassismus in den Medien.
Er wolle mit seinem Film den Prozess des Zueinanderfindens von Weißen und Farbigen fördern, sagte Lee. "Doch ich bin kein Lehrer, der
gute Ratschläge erteilt." Den kühlen, von gnadenlosem Humor getragenen Ton von "Bamboozled - It's Showtime!" begründete Lee so:
"Gefühle im Kino sind etwas Wunderbares. Wo sie hingehören. Doch ich erzähle eine harte Geschichte. Sie verträgt keine Sentimentalität."
Lachend ergänzte der zweifache Familienvater: "Meine Frau schimpft allerdings auch oft mit mir, warum ich nicht endlich mal was
Romantisches drehe."
Die jüngste politische Entwicklung in den USA nach dem Amtsantritt von Präsident George Bush kommentierte Lee skeptisch: "Es gibt ungute
Entwicklungen. Beispielsweise werden Aids-Beratungsstellen geschlossen. Generell fließt das Geld für soziale Einrichtungen spärlicher. Ich
habe nun nicht gleich eine gesteigerte Angst vor der Zukunft. Aber ich denke, Wachsamkeit ist notwendig", meinte er. "Fürs Kino dürfte es
übrigens spannend werden. Denn ich erwarte, dass in nächster Zeit einige Filme entstehen, die sich kritisch und polemisch mit der
gegenwärtigen Realität in meiner Heimat auseinander setzen." (APA/dpa)