Wien - Der Vorstoß von Präsident Fritz Verzetnitsch für eine Neustrukturierung bzw. Straffung des Riesen ÖGB führt zu Diskussionen. Die scharfe Ablehnung dieses Plans durch die Gewerkschaft Öffentlicher Dienst (GÖD) nimmt die Journalistengewerkschaft zum Anlass, GÖD-Chef Fritz Neugebauer vorzuwerfen, die Entwicklung der letzten 20 Jahre "offenbar verschlafen zu haben". Der Politologe Emmerich Talos wiederum meint, "der ÖGB hat offenkundig nicht nur Schwierigkeiten in der inhaltlichen Positionierung, sondern auch in der internen Organisation". Franz C. Bauer, Vorsitzender der Journalistengewerkschaft, meinte, "Neugebauer soll sich darüber freuen, dass er in einem geschützten Bereich tätig ist, aber er hat deshalb offenbar die wirtschaftliche Entwicklung der letzten 20 Jahre verschlafen. In der Wirtschaft schließen sich immer mehr Unternehmungen zu größeren, effizienteren und schlagkräftigeren Einheiten zusammen, und wir Gewerkschafter plaudern da noch gemütlich über kleinere Einheiten. Die Konzentration im Medienbereich zeigt deutlich, dass kleine Organisationen den immer größeren Medienkonzernen immer hilfloser gegenüber stehen. Dieser Trend gilt für alle Branchen." Der Präsident muss eingreifen Gerade in einer Phase, in der die Bevölkerung über Belastungen durch die Regierung klagt, müsste der ÖGB besonders gut da stehen. "Uns gelingt es aber nicht, neue Mitglieder zu werben." Dass "bezahlte Funktionäre" der Einzelgewerkschaften kein Interesse daran haben, durch Zusammenlegungen Macht und Geld zu verlieren, sei aus deren Sicht zwar verständlich - aber da müsse eben der Präsident eingreifen, sieht Bauer den Ball bei Verzetnitsch. Er fordert auch Metaller-Chef Fritz Nürnberger auf, "endlich Farbe zu bekennen und sich ebenfalls auf die Seite der Reformer zu stellen". In eine ähnliche Richtung gehen die Argumente von Talos: Parallelitäten, Doppelgleisigkeiten müssen vermieden werden; insoferne spreche einiges für Straffungen. Aber, "der ÖGB sollte nicht Gefahr laufen, die notwendige inhaltliche Debatte durch Organisationsfragen zu überdecken". Dass interne Abstimmungen sichtlich nicht gelungen seien, wertet Talos als "nicht gutes Zeichen. Der ÖGB hat offenkundig nicht nur Schwierigkeiten sich inhaltlich zu positionieren, sondern auch in der internen Organisation". (APA)