Vier Trompeten vor dem Hintergrund tiefer und langanhaltender Orgeltöne, gefolgt von majestätischen Fanfarenstößen... So beginnt Stanley Kubricks Science Fiction-Klassiker "2001 - A space odyssey", in dem in einer atemberaubenden Gesamtkomposition aus Musik, Bildern und genialen Schnitten der Bogen von der Morgendämmerung der Menschheit bis zum Zeitalter interplanetarer Raumfahrt gespannt wird. Stanley Kubrick bediente sich bei der Darstellung der Evolution vom Affen zum Werkzeuge verwendenden (und damit kriegführenden und mordenden) Menschen der lyrischen Macht der symphonischen Dichtung "Also sprach Zarathustra" von Richard Strauss. Dieser setzte mit seiner "Tondichtung frei nach Friedrich Nietzsche" dessen gleichnamiges Werk musikalisch um.Doch auch im Wiener Wahlkampf 2001 bekam dieses Musikstück eine Rolle zugedacht: Die FP Wien verwendete das berühmte Thema für ein Computerspiel. Viele WienerInnen waren in den letzten Tagen über ein kleines Geschenk der FP Wien erstaunt, das sie persönlich adressiert im Postkasten fanden: In einem kleinen blauen Kuvert verschickt die FP eine CDRom "JW 2001 - Das Spiel". "Es ist fast wie im richtigen Leben. Es gibt Symbole zum Sammeln und Symbole zum Treffen, beides bringt Punkte." ist auf der Verpackung des Computerspiels zu lesen. Spielziel ist, mit blauen Bällen grüne Salathäupl, rote Luftballons und Nelken abzuschiessen. Bei einem Treffer hört man ein pseudowienerisches "Leiwand" oder "Ur supa", bei Fehlwürfen ein an Taxi-Orange-Max erinnerndes "A so a Trottl!". Nachdem die Spielzeit abgelaufen ist, sagt die Stimme: "Aus is! Des woars!" Der Computer wird zum Durchhaus Abgesehen von der Verblüffung, die sich angesichts dieses multimedialen Schwachsinns breit macht, sorgt auch noch eine Warnmeldung der Firewall beim Start des Spieles für Verwunderung. Wozu bloß will sich dieses "Spiel" als Internet Server-Prozess (d.h. es darf eingehende Internetverbindungen akzeptieren) beim System anmelden? Zum Abspeichern der Highscores im Netz sicher nicht, dann dabei gibt es die zweite Warnung der Firewall über einen Internet-Zugiff der Applikation, und außerdem ist dazu keine Berechtigung, als Server-Prozess zu laufen nötig. So ein Server-Task macht erst Sinn, wenn von außen auf die Maschine zugegriffen werden soll, auf der dieser Prozess läuft. Für diesen Zugriff braucht man dann die Adresse der betreffenden Maschine, die man beim Abspeichern der Highscores im Netz aber zwangsläufig bekannt gibt. Aber wahrscheinlich gilt auch hier: wer nichts zu verbergen hat, hat auch nichts zu befürchten, selbst wenn jemand, der sich auf diese Weise die Zugangsdaten verschafft hat, einen 'Sicherheitscheck' des nunmehr angreifbar gemachten computers durchführen will... In einem Flash-Intro zum Spiel sieht man, wie in einem dunklen Raum eine dümmlich dreinblickende Person die CD in ein Laufwerk legt. Im Hintergrund ist am Bildschirm die FP-Homepage www.lump.at zu sehen, auf der das Spiel auch downloadbar ist. Die Person wechselt die Gesichtsfarbe zwischen rot und grün. Das Intro ist mit dem berühmten "Also sprach Zarathustra" von Richard Strauss unterlegt, zwar brutal in die Computermangel genommen, aber trotzdem eindeutig identifizierbar. Weiters wird eine käufliche Musik-CD mit der betreffenden Sequenz angekündigt. Auch auf FP-Veranstaltungen, zum Beispiel im Herbst in der Wiener Stadthalle, fand das Thema als Eröffnung Verwendung. "Wir hätten der FPÖ niemals eine Genehmigung erteilt" Allein: die Rechte an dem Musikstück liegen bei dem deutschen C. F. Peters Verlag, wie die AKM auf Anfrage mitteilte. Bei der AustroMechana, die für den Schutz der Verwertungsrechte auf Ton- und Datenträgern zuständig ist, war in Erfahrung zu bringen, dass die FPÖ keinen Antrag zur Erteilung einer Herstellungsgenehmigung gestellt habe, weder für das Spiel noch für die angekündigte Musik-CD. Der Geschäftsführer des C. F. Peters-Verlages, Karl Rarichs, zeigte sich entsetzt. Er legte Wert auf die Feststellung, dass für die Verwendung des Stückes von die FPÖ niemals eine Genehmigung eingeholt wurde und für die Zwecke der FPÖ auch "niemals erteilt würde". Jede Verwendung bedürfe der Zustimmung des Verlages. Die CD sei eine ganz klare Verletzung der Urheberrechte. Der Grund für die Bestürzung des Verlages ist auch in der Geschichte zu suchen: Richard Strauss war von 1933-35 erster Präsident der Reichsmusikkammer und kämpfte nach dem Krieg mit dem damit verbundenen Imageschaden. "Die Burschen vertragen Lob" Die FPÖ hält sich bezüglich der verantwortlichen Werbefirma bedeckt, Michael Kreissl teilt auf Anfrage mit, dass "die Firma nicht durch die Medien gezerrt werden will". Doch auf der CD ist der kleine Hinweis "IN MEDIA" zu entdecken. Die Recherche ergibt: In Media ist eine Merchandising-Firma, die im Kärntner Moosburg beheimatet ist - zwischen Krumpendorf und dem Ulrichsberg. Dort ist man gesprächiger, die Firma ist selbst bloss für den Vertrieb zuständig, das Konzept und die Ausführung haben zwei Wiener Werbeagenturen gemacht: Schmied & Schmied und die Rumpold-Firma Media Connection Austria. Man solle dort ruhig anrufen, "die Burschen vertragen Lob". Bei Schmied & Schmied wird mitgeteilt, dass "JW-2001" englisch, also "Tscheij Dabbelju" auszusprechen ist und die angekündigte Musik-CD in ein bis zwei Wochen im Handel erhältlich sein wird. Mit dem Vorwurf der Urheberrechtsverletzung konfrontiert, meint Michael Kreissl bloß, dass der Verlag sicher nicht klagen werde, und dass alles Rechtens ist. Er bestätigt, die Originalmelodie natürlich selbst zu kennen. Warum dann der AustroMechana kein Antrag der FPÖ vorliegt? "Vielleicht weiss die Austro Mechaniker äh Mechana weniger als ich." (vos)