Geschlechterpolitik
Vorarlberg: ÖGB wirft Frauenlandesrätin Zensur vor
Keine gemeinsame Veranstaltung zu Fraueneinkommen
Bregenz – Ausgerechnet eine Veranstaltung zur Gleichbehandlung entzweit ÖGB
und Landesregierung. Gemeinsam wollten Arbeiterkammer, ÖGB und Frauenreferat
am 7. März, am Vorabend zum Weltfrauentag, über die Einkommenssituation von
Frauen informieren. Nun ist die Veranstaltung geplatzt, weil
Frauenlandesrätin Greti Schmid (VP) den Vortrag der Gastreferentin zuvor im
Wortlaut haben wollte. "Zensur" nennt das ÖGB-Landessekretärin Manuela Auer
(SP).
Männer verdienen in Vorarlberg durchschnittlich 41 Prozent mehr als Frauen.
Zwischen Arbeiterinnen und Arbeitern sind die Einkommensunterschiede noch
größer – Frauen bekommen für ihre Arbeit über 51 Prozent weniger bezahlt als
ihre Arbeitskollegen. Grund genug für ÖGB und Arbeiterkammer die
Einkommenssituation zum Schwerpunktthema des Jahres 2001 zu machen.
Gestartet sollte die Öffentlichkeitsarbeit mit einem Diskussionsabend
anlässlich des Weltfrauentages werden. Als Koveranstalter eingeladen war
auch das Frauenreferat der Landesregierung. Eva Cyba vom soziologischen
Institut der Universität Wien sollte zu "Chancengleichheit im Beruf –
Einkommensunterschiede zwischen Frauen und Männern referieren".
ÖGB lässt sich nicht bremsen
Kurz vor Drucklegung der Einladungen scheiterte die gemeinsame Veranstaltung
am Veto der Frauenlandesrätin. Weil ihr das Referat von Cyba nicht im
Wortlaut vorgelegt wurde, verweigerte Schmid die Kooperation. Ihre
Begründung: "Es ist mehr als vernünftig, sich mit den Inhalten von
Veranstaltungen schon im Vorfeld auseinander zu setzen und sich zu
informieren." Dann sei, so die Landesrätin in einer Aussendung, „"mehr als
nur ein Aufzeigen bereits bekannter Standpunkte" möglich.
Manuela Auer sieht das ganz anders: "Es ist lächerlich und unseriös von
einer international anerkannten Expertin zu verlangen, dass sie sich
zensieren lässt." Auer ist "gespannt, ob Schmid nun die Zusammenarbeit mit
den Sozialpartnern endgültig aufgekündigt hat". Für die ÖGB-Landessekretärin
steht fest: "Wir lassen uns weder den Mund verbieten, noch im Kampf gegen
ungerechtfertigte Einkommensunterschiede bremsen."
Frauenlandesrätin Schmid lädt weiter zum "konstruktiven Dialog". Ihre
Einschränkung: "Wenn es wirklich um die Anliegen der Frauen geht."
Die Veranstaltung am 7. März (18.30 Uhr im Alten Landtagssaal in Bregenz)
wird nun ohne Regierungsbeteiligung durchgeführt. Den finanziellen
Landesanteil übernimmt die Arbeiterkammer. (jub)