Wien - "Grundsatztreue lohnt sich". Wer Themen konsequent verfolge, werde auch die Unterstützung der Wähler bekommen: So die These von Bundessprecher Alexander Van der Bellen bei seiner Grundsatzrede vor dem erweiterten Bundesvorstand der Grünen Freitag Vormittag. Damit verbunden war denn auch Lob mit der eigenen Partei, die Anliegen wie Grundrechteschutz und ökologische Landwirtschaft immer konsequent verfolgt habe. Bei der Wiener SPÖ ortet Van der Bellen dagegen "Opportunismus". Konkret bezieht sich der Bundessprecher auf die Kampagne der Sozialdemokraten für bessere Integrationsmaßnahmen. Zwar sei dieser Kurswechsel prinzipiell zu begrüßen, nur werde er misstrauisch, wenn solch eine Neupositionierung wenige Wochen vor der Wahl erfolge: "Das überzeugt mich nicht, da habe ich immer den Verdacht auf Opportunismus". Man dürfe nicht vergessen, wer jahrelang beispielsweise die Angleichung von Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigung verhindert habe: "Das war nicht die ÖVP, das war die SPÖ, und auch die Wiener SPÖ". Wien-Wahl zentrales Thema Überzeugt ist Van der Bellen daher, dass ein Urnengang nicht allein durch den Wahlkampf zu gewinnen sei. Vielmehr könne es gerade dann passieren, dass die fehlende Grundausrichtung einer Partei klar zu Tage trete. Der dramatische Einbruch der SPÖ in den letzten Wochen vor der vergangenen Nationalratswahl sei nicht durch den Wahlkampf begründet gewesen sondern durch "das leere Gehäuse, das in den Monaten und sogar Jahren davor aufgebaut worden ist". Für die eigene Partei konstatierte Van der Bellen jedenfalls einen stetigen Aufwärtstrend. Als äußere Zeichen dafür wertete er etwa, dass sich Russlands Präsident Wladimir Putin bei seinem Wien-Besuch "auffallend viel Zeit" für sein Gespräch mit den Grünen genommen habe. Auch dass ÖVP und FPÖ ein rot-grünes Szenario ins Zentrum ihrer Wien-Wahl-Kampagne stellen, zeigt für den Bundessprecher die wachsende Bedeutung der Grünen: "Wir rücken von der politischen Peripherie ins Zentrum". "Trägheit" des Liberalen Forums Dass dafür nicht nur die gute Arbeit der Partei verantwortlich ist, gesteht Van der Bellen ein. Hilfreich seien auch andere Faktoren gewesen: "Man ist so gut, wie die anderen schlecht sind". Dabei verwies er auf "die merkwürdige Trägheit des Liberalen Forums", das es verabsäumt habe, auf die Signale der Wähler zu reagieren. Über die Qualität der Oppositionspolitik der SPÖ zu reden hieße "Eulen nach Athen tragen". Dazu käme noch der Zufall. Es gelte bei unerwarteten Krisen wie dem Kosovo-Konflikt oder den EU-Sanktionen richtig zu reagieren, was aus Sicht Van der Bellens seitens der Grünen ganz gut gelungen ist. (APA)