Chapel Hill - Wissenschaftler werden innerhalb der nächsten fünf Jahre über die Technologie zur Schaffung eines künstlichen Virus verfügen. Der Mikrobiologe Clyde Hutchinson von der University of North Carolina hat auf dem AAAS Annual Meeting diesen Zeitplan für die Entstehung einer künstlichen Mikrobe präsentiert. Das Virus könnte in Zukunft für die gentechnische Herstellung von neuen Pflanzen, Tieren und Behandlungsformen für Krankheiten zum Einsatz kommen. Hutchinson arbeitet gemeinsam mit seinen Kollegen am so genannten Minimal Genome Project , das die kleinste Anzahl von Genen erforscht, die für die Aufrechterhaltung von Leben notwendig ist. Eines Tages soll dieses Projekt die Grundlagen für die Schaffung einer künstlichen Lebensform liefern. Wahrscheinlich wird es sich dabei um eine kleine Bakterie handeln. Diese Lebensform würde mit elementaren Chemikalien von Grund auf gebaut und für einzelne Aufgaben individuell gestaltet werden. Denkbar sei auch die Herstellung von Medikamenten oder der Abbau von giftigen Substanzen nach einem Chemieunfall. Laut Hutchinson seien Schwierigkeiten bei der Synthetisierung langer Segmente der Nucleinsäure dafür verantwortlich, dass künstliche Lebensformen noch nicht realisiert wurden. "Das Genom zu haben, ist nicht das Gleiche wie eine lebende Zelle. Um die Gene dazu zu bringen, dass sie etwas Bestimmtes tun, müssen Faktoren vorhanden sein, die die Gene unter anderem in Boten-RNA und Proteine übersetzen. Das kann derzeit nur eine lebende Zelle." (pte)