Wien - Seine Beamtenkarriere dürfte in drei Jahren im Zustand der totalen Entmachtung enden. Ein Disziplinarverfahren wird Hermann Weber, dem Sektionschef im Verkehrsministerium, allerdings erspart bleiben, glauben Weggefährten und Beobachter des Chefs der obersten Fernmeldebehörde. "Ich denke gar nicht daran, in Pension zu gehen", sagte Weber am Mittwoch in Reaktion auf Gerüchte um sein Ausscheiden aus dem Bundesdienst. Er habe erstens nichts angestellt und zweitens großen Spaß an seiner Arbeit in der Sektion 4, zu der Post, Telekommunikation und Frequenzverwaltung für Radio, TV, Mobilfunk und Flugverkehr gehören. Die Ministerin sei voll informiert gewesen über das neue Rufnummernsystem, als sie die umstrittene Verordnung unterschrieb, betont Weber. Nach derzeitiger Aktenlage scheint es durchaus möglich, dass Weber seine neunte Ministerin um Jahre überlebt. Denn Hermann Weber ist erst 62 Jahre alt und hat der Republik Österreich laut Beamtendienstrecht bis zur Vollendung des 65. Lebensjahres zu dienen. Der gelernte Eisenbahner, der es im zweiten Bildungsweg zum Doktor der Rechtswissenschaften gebracht hat, wird von langjährigen Beobachtern als Inbegriff des machtbewussten, eigenwilligen Staatsdieners bezeichnet. Einen jähen Knick erfuhr die Karriere des in den Achtzigerjahren für Straßenverkehrsrecht, Personenverkehr und das Arbeitsinspektorat Verkehr zuständigen Weber aufgrund seines losen Mundwerks. Der Sager "Auf diesem Tisch will ich nur Zeitungen und meine Füße sehen" soll den damaligen Verkehrsminister Rudolf Streicher dazu bewogen haben, Weber zu entmachten. So weit dies möglich war, denn Sektionschef ist Weber bis heute. Zehn Jahre später kassierte Caspar Einem die Verkehrsagenden ein und reduzierte ihn mit wenigen Mitarbeitern zur Fernmeldebehörde. Dort geizt er mit Mobilfunk-, TV- und Radiofrequenzen. (DER STANDARD Print-Ausgabe, 22. 2. 2001)