Wien - Viele Jahre lang hatten österreichische Parteien auf "den Osten" gezeigt, wie bedroht Intellektuelle dort seien, ausgeliefert auch der Zensur. Aber ÖVP und FPÖ beweisen derzeit, dass es ein breiteres Spektrum für Zensur gibt, von "Methode grob" (Gerichtsklage, etwa gegen ein Otto-Mühl-Bild in der Secession) bis "Methode Wadelbeiß" (Subventionskürzungen bei regierungskritischen Vereinen etc.). Das Thema ist also leider aktuell. Es kommen von Freitag bis Sonntag in die Secession - klar, wenn Georg Schöllhammer (Chefredaktion Springerin ) am Konzept beteiligt ist - nur die Besten, das heißt auch: niemand von den österreichischen Wichtigtuern. Stattdessen: Am Freitag hält um 18 Uhr Mark Terkessides (Köln) den Eröffnungsvortrag - ihm, einem Psychologen und ehemaligen Spex -Redakteur, ist das Buch Kulturkampf. Volk, Nation, der Westen und die Neue Rechte zu verdanken. Es folgt eine Performance des Kärntner Querkopfes Victor Rogy (vgl. dazu die Titelgeschichte im S TANDARD -ALBUM). "Zensur" geht inzwischen - wie schon unter den Habsburgern - primär über Ideologisierung: Gefördert wird alles, was der Inszenierung von "Nation" dient. Die Regierung selbst turnt vor. Deshalb ist ein wichtiger Diskussionspunkt "Kulturnation und antinationale Perspektiven" (Samstag 19 Uhr). Davor, um 17 Uhr, ein Vortrag des Filmtheoretikers Georg Seesslen, der zuletzt über die Schlingensief-Aktion nachdachte. Originell ist auch das Thema der Schlussdiskussion am Sonntag um 11: "Wie kollaborieren?" (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 23. 2. 2001)