Wien - Weder ein "Haus der Geschichte" noch ein "Haus der Toleranz" wird in dieser Legislaturperiode gebaut. Aber Leon Zelman, Leiter des Jewish Welcome Service, lässt nicht locker. Obwohl längst entschieden ist, dass das von ihm als Museum vorgeschlagene Palais Epstein nach dem Auszug des Stadtschulrats vom Parlament besiedelt wird, möchte er einen neuen Anlauf nehmen. Man sollte wenigstens einen Teil des Hauses der Rassismus-Aufklärung widmen. Bekanntlich haben sich im Vorjahr drei Wissenschafter mit dem Problem befasst. Anton Pelinka erarbeitete eine Studie für ein Haus der Toleranz, das sich mit dem Holocaust und den Wurzeln des Rassismus befassen sollte. Stefan Karner und Manfried Rauchensteiner wiederum legten die Expertise zu einem Haus der Geschichte vor. Kurzfristig gaubte man, dieses Museum des 20. Jahrhunderts (mit einem Holocaust-Zentrum) könnte in der ehemaligen niederösterreichischen Landesregierung in der Herrengasse untergebracht werden. Nach dem vorläufigen Aus für diese Pläne kam Kunststaatssekretär Franz Morak auf die Idee, ein solches Museum als "virtuelles Haus im Internet" anzubieten, nachdem im STANDARD der Vorschlag publiziert worden war, den Leseturm des Museumsquartiers zu realisieren und darin ein virtuelles Museum zu inszenieren. Diese Variante wäre zweifellos auch für das Epstein interessant, dessen Innenhof sich als virtueller Schauplatz anbieten würde. Inszenierungen dieser Art kann man in Wien beispielsweise im "Haus der Musik" besichtigen. Im Epstein jedenfalls hätte eine kleine Administration genauso Platz wie die Zusatzverwaltung des Parlaments. Umso mehr, als in der Politik einmal gefasste Beschlüsse geändert werden, wenn es die Wahltaktik gebietet. Keine Mäzene Leider gibt es zum Unterschied von den USA oder Großbritannien keine Mäzene oder Philantropen, die an solchen Projekten interessiert wären. Dem ehemaligen Billa-Eigner und jetzigen Immobilien-Milliardär Karl Wlaschek sollte angesichts seiner persönlichen Finanzkraft eine solche Investition von rund 500 Millionen Schilling nicht zu schwer sein. Aber offenbar fehlt Interesse - und Österreich damit eine international bedeutende Initiative. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 26.2.2001)