Manchmal ist richtiges Timing alles - so zum Beispiel für den Kleinen Frostspanner (Operophtera brumata), dessen Raupen sich vorzugsweise von Eichenblättern ernähren. Schlüpfen die Raupen dieses Schmetterlings zu früh, sind die Bäume noch unbelaubt, schlüpfen sie zu spät, sind die Blätter zäh und unverdaulich. Holländische Wissenschafter berichten nun in den Proceedings of the Royal Society, dass dieser eingespielte Rhythmus ein Opfer des Klimawandels zu werden droht. Im Lauf der letzten 25 Jahre wurden die Frühlinge immer wärmer, während sich die Anzahl der kalten Tage im Winter nicht geändert hat. Da die Schmetterlinge und die Eichen unterschiedliche Temperaturmuster zur Steuerung ihrer Lebenszyklen verwenden, erscheinen die Raupen bis zu drei Wochen vor den Eichenblättern - und verhungern. Das Raupensterben bringt zwar den Eichen selbst Vorteile, bleiben sie doch von Schädlingen verschont. Für das gesamte Wald-Ökosystem hat dies jedoch negative Auswirkungen - weniger Raupen bedeutet weniger Nahrung für insektenfressende Vögel und damit in weiterer Folge auch weniger Nahrung für Sperber und Wiesel. Die Studie ist ein Hinweis darauf, dass die unterschiedlichen Muster des Klimawandels ebenso wichtig zu sein scheinen wie das Ausmaß. Die Auswirkungen auf einzelne Arten, geschweige denn ganze Ökosysteme sind noch unzureichend erforscht. Sorgen bereitet den Wissenschaftern vor allem, dass die Änderungen zu schnell vor sich gehen, um der Evolution eine Chance zu geben, sich daran anzupassen. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 27.2.2001)