Brüssel - Die etwa 20.000 Beamten der Brüsseler EU-Kommission sollen in Zukunft leistungsbezogener als bisher entlohnt werden. Es solle eine jährliche "Einschätzung" für jeden Mitarbeiter geben, auch werden erstmals Kündigungen wegen beruflichen Versagens - unter fairen Bedingungen - möglich sein. Das sieht ein Reformpaket von Vizepräsident Neil Kinnock vor, das die Kommission am Mittwoch in Brüssel verabschiedete. Bisher kann sich die Behörde zwar grundsätzlich von Mitarbeitern trennen, doch es fehlt eine geeignete Prozedur. Diese soll nun geschaffen werden. Über die Vorschläge soll nun mit den Gewerkschaften beraten werden. Am Mittwochvormittag sprachen Kommission und Vertreter der Belegschaft über die geplante Reform. Nach Angaben von Kommissionssprecher Jonathan Faull kam es dabei zu einer sehr offenen Aussprache. Vor Ende des Jahres will die Kommission endgültig entscheiden, dann sind die 15 Mitgliedstaaten im Ministerrat für ihr Votum gefragt. Die neuen Regeln können deshalb nicht vor 2002/2003 in Kraft treten. Die EU-Kommission ist das ausführende Organ der EU. Im Einzelnen will die Kommission bei einer Beförderung die tatsächlichen Leistungen eines Mitarbeiters stärker berücksichtigen und weniger auf die Zahl der Arbeitsjahre achten. Gehaltserhöhungen sollen sich ebenfalls stärker nach der Leistung richten. Zugleich soll die Leistung eines Mitarbeiters jährlich bewertet und als Konsequenz daraus gegebenenfalls eine Weiterbildung ermöglicht werden. Des weiteren sollen die Kompetenzen des mittleren Managements gestärkt werden. Auch die Vergütung der Kommissions-Mitarbeiter soll reformiert werden, ohne dass die Beschäftigten dabei Einbußen hinnehmen müssen. "Eurokraten" verdienen gut Die Pläne Kinnocks lösten in der Mammutbehörde bereits erhebliche Unruhe aus, denn Beamte fürchten den Abbau von Leistungen. Kinnock versicherte, ein mittlerer Beamter, der normal seine Arbeit verrichte, brauche sich nicht über Einkommeneinbußen zu sorgen. Die Brüsseler "Eurokraten" verdienen deutlich mehr als vergleichbare Beamte in den 15 Mitgliedstaaten und etwa gleich viel wie ihre Kollegen in internationalen Organisationen. Kinnock sagte, die Kommission habe in der Politik viel bewirkt. Doch die seit den 50er Jahren nach französischem Vorbild aufgebaute Verwaltung sei nicht an die enorm gewachsenen Aufgaben angepasst worden. "Bei der Organisation müssen wir 40 Jahre nachholen." Kommissionspräsident Romano Prodi erklärte: "Mit den heute beratenen Initiativen soll erreicht werden, dass die Bediensteten die Energie und die Fähigkeiten entfalten können, um die Herausforderungen im Dienste Europas zu meistern." Die Kommission von Prodi war im September 1999 mit dem Vorsatz angetreten, die Behörde grundlegend umzubauen. (APA/dpa/AP)