Bern - Für den schweizer Außenminister Joseph Deiss gibt es nach dem Nein vom Sonntag zur Europa-Initiative keinen Grund, "jetzt etwas anderes in das Resultat zu interpretieren und die Abstimmung zu einem Beitritts-Plebiszit zu machen". Christoph Blocher von der Schweizerischen Volkspartei (SVP) sieht das anders. Das Resultat sei die Bestätigung der verfassungsmässigen Kompetenz des Bundesrates (Regierung), erklärt Deiss in mehreren am Montag publizierten Zeitungsinterviews. Das Volk sei mit dem Bundesrat einig, dass es dessen Sache sei, über den Zeitpunkt von Beitrittsverhandlungen zu entscheiden. Thema nun vom Tisch Der Zürcher SVP-Nationalrat Christoph Blocher dagegen ist überzeugt, dass am Sonntag die Bevölkerung Nein zu einem EU-Beitritt gesagt hatte. Für Blocher ist das Thema nun vom Tisch. "In den nächsten zehn Jahren kommt der Beitritt nicht mehr in Frage", sagte er in einem "Blick"-Interview. Vom Bundesrat fordert Blocher, dass er das EU-Beitrittsgesuch zurückzieht. Den EU-Mitgliedstaaten müsse reinen Wein eingeschenkt werden. Der Bundesrat müsse einsehen, dass "das Schweizer Volk nicht in die EU will, auch die Westschweizer nicht". Von einem Rückzug des Beitrittsgesuchs will Deiss indes nichts wissen. Das Beitrittsziel des Bundesrates sieht er trotz der massiven Ablehnung der Initiative nicht in Frage gestellt. Es gebe keinen Grund, den Kurs zu wechseln. Schweiz kann auf Dauer nicht nur zusehen "Eines ist klar: Der Beitritt bleibt das Ziel unserer Europapolitik", sagte Deiss gegenüber der "Aargauer Zeitung". Auch der weitere Fahrplan stehe fest. Der Bundesrat halte am Zeitpunkt zwischen 2003 und 2007 fest, um über die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen zu entscheiden, sagte Deiss in den verschiedenen Zeitungsinterviews. Die Kampagne im Vorfeld der Abstimmung habe gezeigt, dass eine sachliche Diskussion die positive Haltung gegenüber der EU stärken könne. "Die Schweiz kann auf Dauer nicht zusehen, wie sich die EU kontinental entwickelt", sagte Deiss in der "Basler Zeitung". Deiss' Kollege, Verkehrsminister Moritz Leuenberger, unterstützt den Zeitplan des Bundesrates, wie er in der Westschweizer Zeitung "Le Temps" sagt. Persönlich möchte er die Verhandlungen bereits 2004 aufnehmen. Dies unter der Bedingung, dass bis dahin alle Staaten die bilateralen Verträge ratifizert haben. Daran zweifle er aber nicht, sagte der Bundespräsident. (sda)