Geschlechterpolitik
ai fordert Ächtung der Folter an Frauen
Gewalt gegen Frauen weiterhin "alltäglich"
Berlin - Folter an Mädchen und Frauen ist nach Angaben von
amnesty international
(ai) immer noch weltweit Alltag. Täglich
stürben Frauen an den Folgen, heißt es in einem neuen Bericht der
Menschenrechtsorganisation amnesty international. "Die Missachtung
der Menschenwürde von Frauen bereitet den Boden der Folter",
kritisierte die deutsche ai-Vorsitzende Barbara Lochbihler. Staaten
seien zwar nach internationalem Recht verpflichtet, Folter zu
verhindern. Oft deckten oder billigten sie den Missbrauch aber. Nach
Angaben der Weltbank werde jede fünfte Frau körperlich oder sexuell
misshandelt. Die Täter seien vielfach Staatsbedienstete und Soldaten,
aber auch männliche Familienmitglieder und Arbeitgeber.
Keine Aussicht auf Entschädigung
Besonders in Gefahr seien Frauen, die zur Zwangsarbeit,
Zwangsprostitution oder Zwangsehe verkauft oder gekauft würden, heißt
es in dem ai-Bericht weiter. Auch in bewaffneten Konflikten würden
Frauen häufig Opfer systematischer sexueller Folter. Mit ihrer Suche
nach Entschädigung würden die Frauen in vielen Teilen der Welt allein
gelassen. Oft schicke die Polizei sie sogar zu ihren Peinigern
zurück. Weltweit stellen laut ai nur 27 Staaten die Vergewaltigung in
der Ehe unter Strafe, darunter auch Deutschland.
Wegweisendes Urteil in Den Haag
Als Maßnahmen gegen die Folter fordert ai bessere polizeiliche
Ermittlungen, eine Bestrafung der Täter durch unabhängige Gerichte
und die Schulung von ErmittlerInnen und Gefängnispersonal für den Umgang
mit gefolterten Frauen. Deutschland müsse bedrohten Frauen Asyl
gewähren. Als wegweisend zitiert ai das Urteil gegen drei bosnische
Serben vor dem UNO-Kriegsverbrechertribunal für Ex-Jugoslawien vom
22. Februar. Sie wurden in Den Haag wegen systematischer
Vergewaltigung moslemischer Frauen zu langjährigen Haftstrafen
verurteilt. Es war das erste Urteil dieser Art.(APA)