Dalia Rabin-Pilossoff als Vizeverteidigungsministerin ist eines der vielen Kuriosa in der Regierung Ariel Scharon. Es gibt widersprüchliche Versionen darüber, ob sie sich dem neuen Verteidigungsminister Benjamin Ben-Elieser, jetzt einer der wichtigsten Männer in der Arbeiterpartei, für das Amt angeboten hat oder ob es umgekehrt seine Idee war. Eine bedeutende Mitgift bringt die 50-jährige Neopolitikerin nicht in die Koalition mit, denn sie personifiziert nur eine kümmerliche Ein-Frauen-Fraktion, sie ist auch alles andere als eine Spezialistin für militärische Fragen. Aber als Tochter des vor fünf Jahren ermordeten Premiers Jizchak Rabin trägt sie einen Namen von internationaler Geltung - sie könnte, ähnlich wie Rabins Partner Schimon Peres als Außenminister, das abgeben, was böse Zwischenrufer von links "ein Feigenblatt" nennen, während viele Israelis das symbolische Zusammenrücken in der Krise für durchaus angebracht halten. Die letzten eineinhalb Jahre hat Dalia Rabin als Hinterbänklerin der sechs Mandate starken Zentrumspartei abgesessen. Diese war 1999 als Alternative zur verknöcherten Arbeiterpartei und zum von Benjamin Netanjahu ruinierten Likud gegründet worden und hatte einige Hoffnungen geweckt. Dass Dalia Rabin damals der Arbeiterpartei, zu deren Legenden ihr Vater gezählt hatte, den Rücken kehrte, erregte einiges Aufsehen. Doch als ideologisches Sammelsurium enttäuschter Rechter und Linker konnte die Zentrumspartei nie eine Linie finden. Ihr erster Chef, Ex-Verteidigungsminister Jizchak Mordechai, wurde dann auch noch der gewalttätigen sexuellen Belästigung von Untergebenen angeklagt und wartet auf das Urteil, die zweite Führungsfigur, der frühere Armeekommandeur Amnon Lipkin-Schachak, ist gestern aus dem Parlament und der Politik ausgeschieden. Vom linken Flügel der Zentrumspartei ist einzig Dalia Rabin übrig. 1950 in Tel-Aviv geboren, absolvierte Dalia Rabin ihren Armeedienst in einer Elite-Einheit, allerdings natürlich nicht als Kämpferin, sondern mit administrativen Aufgaben. Sie studierte Jus, spezialisierte sich auf Arbeitsrecht und arbeitete unter anderem in einer Distrikts-Staatsanwaltschaft und als Rechtsberaterin des Gewerkschaftsbunds. Aus zweiter Ehe hat sie zwei ebenfalls Jus studierende Kinder, den 27-jährigen Jonathan und die 24-jährige Noa - diese war das hübsche sommersprossige Mädchen, das mit der Grabrede für seinen Großvater Jizchak Rabin die versammelten Staatsmänner zu Tränen rührte. In den ersten Jahren nach der Ermordung des Vaters war Dalias Bruder Juval Rabin der politisch Aktivere, als er eine außerparlamentarische Friedensgruppe leitete. Dalia Rabin gilt als Verfechterin von Kompromissen im Konflikt mit den Palästinensern, im Parlament kümmerte sie sich aber vor allem um Frauen- und Familienpolitik. Im Mai 2000 begleitete Dalia Rabin ihre an Lungenkrebs erkrankte Mutter Lea zur Behandlung nach New York, Lea Rabin ist ihrer Krankheit dann im November erlegen. (Ben Segenreich) (D ER S TANDARD , Print-Ausgabe, 08.03.2001)