Wien - Massive Kritik an der Bundesregierung übten am Donnerstag elf Vertreterinnen aus der Politik bzw. von Frauenaktionen. ÖVP und FPÖ machten ihrer Meinung nach nicht Politik für sondern gegen Frauen. Einhelliger Tenor: die Maßnahmen gerade der letzten Tage seien Frauen feindlich. Barbara Prammer, Vorsitzende der SPÖ-Frauen, sieht das Zeitalter der Männerförderungen angebrochen, die stellvertretende Grüne Klubobfrau Madeleine Petrovic befürchtet eine patriarchalische Gesellschaft. "Minister Herbert Haupt verdient den Titel 'Frauenminister' nicht", meinte Eva Rossmann vom UnabhängigenFrauenForum (UFF). "Mit Gegenwehr ist zu rechnen", kündigte Rossmann an. Man wolle die Politik von ÖVP und FPÖ nicht hinnehmen sondern fordere eine "andere, aktive Frauenpolitik", wie sie auch im EU-Recht und in den UNO-Verträgen verpflichtend festgeschrieben sei. Prammer: "Konservatives Weltbild" Für Prammer zeigt die Regierung "nun ihr wahres Gesicht", das "konservative Weltbild" solle umgesetzt werden. Prammer konzedierte, dass in den vergangenen Jahrzehnten sicher zu wenig für Frauen geschehen sei, "Blau-Schwarz arbeitet aber jetzt ganz gezielt gegen die Eigenständigkeit von Frauen". Aber: "Für uns gibt es keinen Weg zurück". Petrovic will rechtliche Möglichkeiten prüfen lassen gegen die geplanten Rückschritte und eventuelle Verfassungswidrigkeiten vieler Maßnahmen. Sie sieht eine Politik der Symbole bevorstehen: "Die Frauen sollen ein bisschen Geld verdienen dürfen, aber keine ökonomische Eigenständigkeit haben". Frauenbündnisse seien nun auch vom Machtansatz her gefragt - "Die Argumente sind bekannt, nun geht es darum, Druck auszuüben", kündigte sie an. Kritik an Haupt und Böhmdorfer Kritik an Haupt und Justizminister Dieter Böhmdorfer kam von Brigitte Hornyik (Verein Österreichische Juristinnen). Sie befürchtet, dass die Fristenlösung generell in Frage gestellt werden solle. Eine Wiener Klinik, die Schwangerschaftsabbrüche vornehme, sehe sich mit Repressalien konfrontiert, Klagen gegen die Klinik kämen "aus der Kanzlei Böhmdorfer-Ghaneff". Man wolle den Justizminister in diesem Zusammenhang nach "möglichen Verwicklungen" fragen. Das Netzwerk der Frauen- und Mädchenberatungsstellen sieht System hinter den vielen Maßnahmen der letzten Wochen: Viele Frauen seien sicher überfordert, die Auswirkungen klar zu erkennen. Gewünscht werde ein "neo-liberales, rechts-konservatives Frauenmodell". Das Netzwerk sieht die Basisfinanzierung vieler Einrichtungen gefährdet. Feministischer Widerstand Die Österreichischen Bergbäuerinnen raten ihren Kolleginnen, "endlich aufzuwachen" und gerade angesichts der Katastrophen in der Landwirtschaft zu erkennen, wozu eine von Männern gemachte Agrarpolitik führe. Feministischen Widerstand kündigten auch die GPA-Frauen, der Verein Autonomer Frauenhäuser, das Forum Feministischer Theologie, der kosmos.frauenraum und die evangelischen Frauen an. Renate Haupt enttäuscht "Mich sprechen immer mehr Frauen auf der Straße an und gratulieren mir zur Arbeit meines Mannes". Das würde auch die Installierung der Männer-Abteilung im Ministerium betreffen, stellte die Ehefrau von Familien- und Frauenminister Herbert Haupt, Renate, am Internationalen Frauentag fest. Die Ministergattin zeigte sich gleichzeitig enttäuscht über die Reaktionen von Politikerinnen aus dem Kreis von SPÖ und Grünen auf die Tätigkeit ihres Mannes. "Die hohen SPÖ-Politikerdamen hätten Jahrzehnte lang die Möglichkeit gehabt, ihre Anliegen umzusetzen." (APA)