Natur
Viagra "schützt" kanadische Robben
Potenzpille führte zu Umsatzrückgang bei Seehund-Penissen
Das Potenzmittel Viagra hilft nicht nur müden Männern, sondern auch munteren Robben. Denn der steigende Absatz von
Viagra lässt den Markt für Robben-Penisse aus Kanada drastisch schrumpfen. Diese Organe werden vor allem in
Südostasien als Hilfe für die männliche Virilität konsumiert. Inzwischen ist aber der Siegeszug von Viagra und der daher
schwindende Absatz von Robben-Penissen einer der zentralen Faktoren, warum die international umstrittene Jagd auf
Seehunde an der Ostküste Kanadas so dramatisch zurückgegangen ist.
1996 wurden noch Robben-Penisse im Wert von 9,6 Millionen Schilling (698.000 Eu-ro) exportiert. Das steht in einer
Expertenstudie, die vor kurzem dem Fischereiministerium in Ottawa vorgelegt wurde. Unbekannte spielten den Bericht den
Medien zu. Eine Sprecherin des Fischereiministeriums sagte, sie könne keine Stellung zum Bericht nehmen, da er nicht für
die Öffentlichkeit bestimmt gewesen sei.
Das nationale Blatt The Globe and Mail schrieb, dass im vergangenen Jahr in Kanada 91.000 Robben erlegt worden sind,
1996 waren es noch rund 280.000. Nicht nur die Konkurrenz durch Viagra, sondern auch der Zusammenbruch des Marktes für
Robbenfelle und -fleisch trug zum Rückgang der Jagd bei.
Keine Subventionen
Zudem strichen staatliche Behörden ihre Subventionen. Im Jahre 1996, als die kanadische Regierung noch einen Zuschuss
von 20 Cent (rund zwei Schilling oder 15 Euro-Cent) pro Pfund Robbenfleisch zahlte, wurden so viele Seehunde getötet, dass
Tierschutzorganisationen gegen das Schlachten auf dem Eis heftig protestierten. Sie warnten, dass der Robbenbestand durch
eine Fortsetzung der Jagd gefährdet sein könnte.
Die Experten prognostizieren nun, dass die Robbenpopulation wieder explosiv wachsen könnte wie vor einigen Jahren, falls
die Preise für Robbenfelle und Pelze nicht bald steigen würden. Die Jäger an der Ostküste Kanadas glauben, dass die
Robben zu viele Fische fressen und damit die gefährdeten Fischbestände zu stark reduzierten. Diese Auffassung widerlegen
die Experten im Bericht. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 10./11. 3. 2001)