Wien - Von einem "Berufungsskandal" an der Wirtschaftsuniversität Wien berichtet "profil" in einer Vorausmeldung vom Sonntag. Unter offen frauenfeindlichen Misstönen seien zwei Frauen - eine deutsche und eine österreichische Volkswirtschaftsprofessorin - im Berufungsverfahren von der Berufungsliste gestrichen worden. Mehrere Gutachten hätten sie als "peripher" und "obskur" abqualifiziert, auch von "wissenschaftlichem Obskurantismus" und "Sekte" sei die Rede gewesen. Die Berufungskommission habe die beiden Frauen mit zwölf zu vier Stimmen an zweiter und dritter Stelle des Dreiervorschlags gereiht. Nach heftigen Protesten der Überstimmten und "wilden" Interventionen habe WU-Rektor Hans Robert Hansen vier Gutachten renommierter deutscher Wirtschaftswissenschafter eingeholt, mit einem für die beiden Frauen niederschmetterndem Ergebnis. Gutachten Weil unter den 14 zum Vortrag eingeladenen BewerberInnen sechs Frauen waren, habe eines der Gutachten von "einer Sexualproportion", die angesichts der Marktlage sehr verwunderlich ist". Ein anderes Gutachten habe geschrieben: "Frau Sch. hat keinen einzigen (sic!) Beitrag in einer renommierten und referierten Fachzeitschrift veröffentlicht. Die meisten ihrer Veröffentlichungen sind obskur...oder peripher..., in keinem Fall gewichtig." Oder über Frau U.: "Bei gutem Willen hat sie eine (!) Fachveröffentlichung in einer angesehenen Fachzeitschrift. Alles andere ist peripher." Daraufhin berief Hansen - zum ersten Mal in Österreich - eine "Besondere Berufungskommission" mit WU-fremden Mitgliedern ein. Kommissionsvorsitzender Erich Streißler, Ordinarius für Wirtschaftswissenschaften an der Universität Wien, habe fünf von sechs Kandidatinnen mitgeteilt, sie würden aufgrund des Gleichbehandlungsgesetzes zum Vortrag eingeladen, "unbeschadet einer Überprüfung, ob Sie den Anforderungen des Ausschreibungstextes entsprechen." Einigen Kandidatinnen riet er - wegen Aussichtslosigkeit - überhaupt ab zu kommen - aus Sparsamkeitsgründen, wie er sich später rechtfertigte. Zwei Männer an erster Stelle Diese Sonderkommission eliminierte die angefeindeten Frauen vom bereits erstellten Berufungsvorschlag und setzte zwei Männer als gleich qualifiziert an die erste Stelle. Der Gleichbehandlungsarbeitskreis der WU wollte gegen den neuen Vorschlag keinen Einspruch erheben. Am Mittwoch der Vorwoche nahm das Universitätskollegium den neuen Dreiervorschlag - Michael Rauscher, Professor für Volkswirtschaftslehre/Außenwirtschaft an der Uni Rostock ex aequo Joseph Falkinger, Professor für Volkswirtschaftslehre an erster Stelle; Dalia Marin, eine in München lehrende Österreicherin an dritter Stelle - zustimmend zur Kenntnis. . (APA)