Der Chef der Wiener Grünen, Christoph Chorherr, ist überzeugt, bei der Wahl am 25. März an Mandaten und Stimmen zu gewinnen: "Die Stimmung ist vor allem in Wien sehr gut für eine Alternative zur reaktionären schwarz-blauen Bundesregierung. Wir haben ein klares Konzept, und wir werden jedenfalls zulegen." Er rechnet mit einem zweistelligen Ergebnis, das auch nötig sein wird, um einen neuen Weg einzuschlagen. Es geht um eine "doppelte Richtungsentscheidung", wie er betont: Für Wien geht es um eine Kurswende in vielen Sachbereichen; und für die Bundespolitik um ein Signal, dass eine neue Regierungspolitik jenseits der bekannten Muster Rot-Schwarz oder Schwarz-Blau möglich ist. "Wer Rot-Grün will", so die logische Konsequenz Chorherrs, "muss Grün wählen". Um zu vermeiden, dass "die SPÖ zurück will in die rot-schwarze "Kronen Zeitungs-Gemütlichkeit", denn sonst bestehen "kaum Chancen, Schwarz-Blau auf Bundesebene zu verdrängen". "Das Rathaus ist Machotown" Von der SPÖ als möglichen Koalitionspartner erwartet er sich vor allem mehr Frauen in öffentlichen Funktionen - "das Rathaus ist Machotown", Bildungspolitik als zentrale Zukunftsfrage, die ökologische Frage als Leitprinzip der Verkehrs- und Energiepolitik, Multikulturalität als Chance und Entfeudalisierung: "Viele Bereiche in der Stadt müssen vom Old-boys-Klüngel befreit werden". Den Regierungsposten will er aber nicht um jeden Preis: "Wir gehen nur in eine Koalition, wenn es auch eine Richtungsänderung gibt". Der "Vertreter der 78er", der seine politische Laufbahn zurzeit der Debatte um das Atomkraftwerk Zwentendorf startete, studierte nach dem Besuch des Schottengymnasiums Volkswirtschaft mit Schwerpunkt Ökologie. Von 1986 bis 1991 war er als wirtschaftspolitischer Referent im Parlamentsklub tätig. Nach der Wiener Gemeinderatswahl 1991, als die Grünen bei ihrer Erstkandidatur sieben Mandate erzielten, zog er als "nichtamtsführender Stadtrat" in den Stadtsenat ein. 1996/97 war Chorherr auch Bundessprecher der Grünen Österreichs, er zog sich jedoch rasch wieder in die Kommunalpolitik zurück. Von seinen KollegInnen wird dem 40jährigen Wiener ein Hang zu Technologie und Pragmatik vorgehalten. Chorherr gilt als Realo, dessen politisches Programm: "Ich will nicht nur quatschen, sondern zeigen, wie es geht" lautet. Die Frage nach seinen Hobbies beantwortete der Vater einer Tochter mit "Politik ist meine Leidenschaft", und er lese gerne, gehe oft ins Kino und spiele Fußball. (red)