Wien - Grünen-Bundessprecher Alexander Van der Bellen berichtete Montag in der Begründung des Dringlichen Antrags seiner Fraktion zur Bildungspolitik, dass die Eltern "entsetzt" darüber seien, dass Direktorinnen von Pflichtschulen noch nicht sagen könnten, welche Angebote sie im kommenden Herbst machen können. Für Van der Bellen sind die Budgetzahlen eindeutig: "Es wird weiter Stundenkürzungen geben. Und es wird Streichungen von Lehrerposten geben." Das Ziel der Regierung, die Forschungsquote bis 2005 auf 2,5 Prozent am BIP zu erhöhen, sieht er als "nicht real". "Sie haben sich die Bildungspolitik des Herrn Westenthaler, des Herrn Schweitzer, des Herrn Grasser aufoktroyieren lassen. Grasser hat Druck gemacht. Sie haben Stück für Stück nachgegeben", warf Grünen-Bildungssprecher Dieter Brosz Bildungsministerin Elisabeth Gehrer vor. Es sei eine "Verhöhnung der Lehrer" zu sagen, es gebe keine Kürzungen. Er warf dem Gehrer und ihrem Ressort Realitätsverlust vor: "Da gibts eine Riesenkäseglocke über dem Minoritenplatz (Adresse des Bildungsministerium, Anm.). Und da dringt nichts rein, was sich in der Realität abspielt." Scharfe Kritik Scharfe Kritik an der Bildungspolitik der schwarz-blauen Regierung kam auch von SPÖ-Chef Alfred Gusenbauer. Er werde jeden Tag von Eltern mit Mängeln im Bildungssystem konfrontiert. So gebe es zu wenig Plätze an Fachhochschulen oder HTLs, damit würde außerdem der Fachkräftemangel im IT-Bereich prolongiert. Von Gehrer hätte er sich aber eine andere Politik erwartet: "Von Ihnen würden wir uns erwarten, dass Sie die Anwältin der Bildung sind und nicht eine Handlangerin des Bildungsabbaus." Er lehne es auch ab, dass Druck auf Lehrer ausgeübt werde. Gerade eine reiche Gesellschaft sollte in die Ausbildung investieren, betonte Gusenbauer, die Kinder sollten die höchstmögliche Ausbildung erhalten. Bildung dürfe daher nicht den Prioritäten Kindergeld und Nulldefizit untergeordnet werden. Er erinnerte auch daran, dass im Nationalrat zahlreiche Akademiker vertreten seien, die an den Universitäten gratis studiert hätten: "Es wäre unsere Verantwortung, dass wir dieses Privileg auch der Generation der Zukunft gewähren." FP-Schweitzer verteidigt FPÖ-Bildungssprecher Karl Schweitzer wies die Kritik der Opposition zurück. SPÖ und Grüne agierten "hilflos, unseriös, teilweise aggressiv, vor allem aber ohne eigene Vorstellung". Schweitzer verwies darauf, dass etwa der Wiener Stadtschulratspräsident Kurt Scholz gemeint habe, die Ängste vor einem Abbau von Nachmittags- oder Behindertenbetreuung seien unbegründet. Der FPÖ-Abgeordnete liest das Budget jedenfalls anders als Van der Bellen: "Unter dieser Bundesregierung wurde und wird das Bildungsbudget ausgeweitet." Schweitzer weiter: "Ihre Schwarzmalerei verunsichert Lehrer, verunsichert Schüler und Eltern. Und das ohne jede Grundlage." Es sei auch ein "Märchen", dass Lehrer künftig weniger verdienen würden. Österreich gebe mehr Geld für Bildung aus als andere Länder, betonte er: "Die Zahlen widerlegen Sie Punkt für Punkt. Sie sind ein Blender, Herr Professor", so der FP-Abgeordnete in Richtung Van der Bellen. Trotz eines von der früheren Regierung hinterlassen "Finanzdesasters" gebe es mehr Geld für Bildungspolitik. VP-Brinek relativiert "Allzu bekannte ideologische Phrasen bringen uns nicht weiter", so Gertrude Brinek (V) zur Kritik von SPÖ und Grünen. Einen "konstruktiven Vorschlag" habe sie allerdings nicht gehört. Brinek erinnerte auch daran, dass der Wiener Bürgermeister Michael Häupl (S) dem Finanzausgleich und damit den Maßnahmen im Schulbereich zugestimmt habe. Und wenn Direktorinnen keine Auskünfte über die Angebote für das nächste Schuljahr machen könnten, liege das wahl daran, dass sie nicht entsprechend informiert worden seien - die Verantwortung dafür liege bei Häupl. Zur Uni-Reform verwies Brinek darauf, dass bezüglich des Dienstrechts die Betroffenen eingeladen worden seien, sich an der Diskussion zu beteiligen. Dies sei zum Teil auch angenommen worden, keinesfalls sollte es in einer Diskussionsphase aber zu Streiks kommen. Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (V) ergänzte zum Thema Studiengebühren bzw. zur Forderung nach Gratiszugang zu höherer Bildung: Es sei eine "überholte Einstellung, dass alles und jedes von der Wiege bis zur Bahre gratis sein muss". Der "moderate Studienbeitrag" koste 27,77 Schilling pro Tag: "Für beste Bildung zahlt man am Tag weniger als ein kleines Bier kostet. Und das ist beste Bildung wohl wert." (APA)