Wien - Wähler, die sich vom Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider (F) "betrogen fühlen", will der Wiener Bürgermeister Michael Häupl (S) bei der Gemeinderatswahl am 25. März für die SPÖ zuückgewinnen. Der FPÖ könne bei der Wien-Wahl für ihren "Verrat an den sozial schwächeren in unserem Land" die Rechnung präsentiert werden, so Häupl in einem Interview in der jüngsten Ausgabe der Info-Illustrierten "News". Bei der Wahl geht es laut Häupl um die Entscheidung zwischen zwei Gesellschaftsmodellen. Haider, der nun auch auf Wiener FP-Wahlkampfplakaten vertreten sei, habe "alle Grauslichkeiten des letzten Jahres bis hin zur Ambulanzgebühr" unterschrieben. Er, Häupl, vertrete das "glatte Gegenteil" von Haiders Position, "nämlich das Modell eines sozial gerechten und prosperierenden Wiens". Kritik an Haider "Wo Haider draufsteht, ist auch Haider drin", auch wenn er sich in Wien plakatieren lasse und dann verschwinde, so Häupl. Die Wähler müssten sich jetzt entscheiden: "Wollen sie das, was Haider inhaltlich vertritt, also Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus, Verleumdung und Lüge als Stilmittel - auch dann, wenn Haider nicht mehr da ist und nur noch seine Statthalter in Wien bleiben?" Heftige Kritik richtete Häupl gegen antisemitische Töne im Wahlkampf. Er hege die Befürchtung, "dass Haider das absichtlich macht, um nachher sagen zu können, wir werden schon wieder angegriffen, um also eine Art Dolchstoßlegende herzustellen. Das ist ja wohl das Schmutzigste, das es gibt." Kritik an Haiders Antisemitismus Angesprochen auf das Stimmenmaximum für einer Großpartei in einer Weltstadt meinte Häupl, ein möglicher Stimmenanteil von 40 Prozent angesichts der Diversität der politischen Landschaft sei "gewaltig, und was darüber ist, ist großartig". Der FP prophezeit Häupl bei "mathematisch gesehen" erheblichen Verlusten den zweiten Platz in Wien. Häupl hat sich erneut gegen die Diskriminierung von Homosexuellen ausgesprochen. Die Diskriminierung von Homosexuellen sei ein Atavismus, der überwunden gehört. "Niemand hat das Recht, einem anderen Menschen seine Sexualität vorzuschreiben", sagte Häupl auf einer Veranstaltung der SOHO (Initiative Sozialismus und Homosexualität) laut Aussendung vom Mittwoch. Kritik an fehlender Normalität Die SPÖ habe insbesonders in Wien bereits viel getan, um Diskriminierungen zu beseitigen. Als Beispiele nannte Häupl die Ausweitung des Pflegeurlaubsanspruchs auch für homosexuelle Gemeindebedienstete, die Änderungen in puncto Übertragungsrecht von Gemeindewohnungen und die Antidiskriminierungshotline von Stadträtin Brauner. "All das hat einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Situation" geleistet, stellte Häupl fest. Gerade für die SPÖ sei es ein wichtiger Schritt gewesen, die SOHO als gleichberechtigte Organisation anzuerkennen, stellte Häupl klar, da dadurch die Artikulationsfähigkeit von Homosexuellen auf Parteiebene abgesichert wurde. "Gerade im Umgang mit Homosexuellen muss Normalität einkehren." Die Diskussion um Antidiskriminierung erscheine der jungen Generation wahrscheinlich oft anachronistisch, so Häupl. Jedoch könne man nur mit einem breiten gesellschaftlichen Konsens Veränderungen bewirken. Gerade in der aktuellen Situation, wo seitens der FPÖ offen mit Antisemitismus gespielt wird und es Äußerungen von Kandidaten gebe, die behaupten würden, sich "in einer braunen Partei wohl zu fühlen", müsse man laut aufschreien. (APA)