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Foto: apa/artinger
Wien - "Lechts und rinks kann man nicht velwechsern", schrieb einmal der selige Ernst Jandl und ahnte, dass es ein "Illtum" war. Ausgerechnet ein so prosaischer Text wie der des Sicherheitsberichtes für das Jahr 1999 liefert hinreichend Beleg dafür. So listet das knapp 400 Seiten umfassende und akribisch alle Formen der Kriminalität dokumentierende Konvolut unter "Linksextremismus" auch Sachbeschädigungen wie das "zum Nachteil der Stadt Innsbruck" auf eine Hauswand gemalte Graffiti auf: "Fleissig, ehrlich, anständig - wählt Rosenstingl." Auch das Anbringen von Parolen wie "LSD", "Legalizeit" oder des Tucholsky-Zitats "Soldaten sind Mörder" auf "mehreren Gebäudefassaden" wird den Linken zugeordnet. Ganz klar wird auch nicht, weshalb "radikale Tierschützer" dem linken Lager zugezählt werden. Massiver gingen rechtsextreme Agitatoren zu Werk, wobei im Vergleich zu 1998 eine Zunahme von 392 auf 717 Anzeigen zu verzeichnen war. Hier ging die Tat dem Wort voraus, wobei sieben tätliche Angriffe, drei Brandanschläge und eine Friedhofsschändung verzeichnet wurden. Insgesamt stellt der Bericht eine "Zunahme rechtsextremer Agitation nach einer Periode der relativen Rückläufigkeit" fest. Empfohlene Maßnahme: Prävention und Schutz der Jugend. Generell stellt der Sicherheitsbericht zwar einen Anstieg der Gesamtkriminalität um 2,8 Prozent fest, die allerdings auf einen Zuwachs bei Eigentumsdelikten zurückzuführen ist. Die Verbrechensrate ging im Jahr 1998 um 5,4 Prozent zurück, wobei die Zahl der Morde mit 976 festgehalten wird. Das lässt die Opposition über "die niedrigste Verbrechensrate seit den 50er-Jahren" jubeln. ÖVP und FPÖ halten dagegen, dass davon sicher keine Rede sein könne, und belegen dies ebenfalls mit der Statistik: Vor allem Bandenvergehen und Kfz-Diebstähle hätten massiv zugenommen, erstere um 40, letztere sogar um 80 Prozent. (DER STANDARD Print-Ausgabe, 16. 3. 2001)