Wien - Die Universitäts-Landschaft sei durch die Pläne zur Uni-Reform "auf fahrlässige Weise in Unruhe gebracht worden. Wer übernimmt die Verantwortung für diese Situation?", erklärte der Vorsitzende der Assistenten-Vertretung "Bundeskonferenz des wissenschaftlichen und künstlerischen Personals", Reinhard Folk, am Freitag bei einer Pressekonferenz in Wien. Gemeinsam mit Vertretern der Hochschullehrer-Gewerkschaft forderte er substanzielle Fortschritte bei der nächsten Verhandlungsrunde über das neue Uni-Dienstrecht. Wenn am 22. März von Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (V) "nichts Anderes kommt als wieder das Vier-Säulen-Modell, hat es wenig Sinn, zu Vizekanzlerin Susanne Riess-Passer (F) zu marschieren", mit der am 28. März verhandelt werden soll. Bisher habe die Regierung "keine substantiellen Zugeständnisse gemacht" und die Verhandlungen verzögert, kritisierte Folk, der bei den bisherigen Gesprächen auf Beamtenebene über das neue Dienstrecht teilgenommen hat. Dringend gesprochen werden müsse über die Assistenten-Gruppe, die am Anfang der Uni-Karriere in einem auf vier Jahre befristeten Dienstverhältnis stehe. Und auch bei den vielen Befristungen im vorgeschlagenen Vier-Säulen-Modell müsse es einen neuen Vorschlag geben. Das seien Kriterien, an denen der Verhandlungsfortschritt gemessen werden könne, sagte Folk. Dienstgeberseite inaktiv Gert-Michael Steiner vom Dienststellen-Ausschuss der Uni Wien kritisierte, dass die Dienstgeberseite bisher nicht bereit gewesen sei, einen winzigen Schritt zu machen. "Das einzige, das wir erfahren haben, war, dass die Bildungsministerin bereit ist, sich an die Gesetze zu halten", sagte Steiner. Das geplante Dienstrecht sei der Weg der Universitäten in die Abhängigkeit. "Die Lehrenden und die Studierenden sollen lernen, zu funktionieren und nicht zu denken." Der Vorsitzende des Gewerkschaftlichen Betriebsausschusses der Uni Wien, Michael Weinzierl, betonte erneut, dass es sich bei den Lehraussetzungen seit gestern, Donnerstag, um "keinen Streik, sondern um intelligente Protestmaßnahmen" handle. "Es geht um die Arbeitsplätze von 1.300 jungen Kollegen, es geht um Qualitätssicherung der Lehre, um den Verlust der Internationalisierung und es geht um die Machtergreifung der Männerbünde, des CV und der schlagenden Burschenschaften", sagte Weinzierl. Für Andrea Eisenmenger-Pelucha, Stellvertretende Vorsitzende der Hochschullehrer-Gewerkschaft, geht durch die Uni-Reform jede Form der Mitbestimmung verloren, das sei ein Rückschritt in die Zeit vor 1968. "Kein Mittelbaustreik" Folk hob hervor, dass es sich bei den Protestmaßnahmen um "keinen Mittelbaustreik" handle, die schärfsten Kritiken kämen auch aus der Professorenkurie. Die Professoren würden sich von den Reformplänen genauso betroffen fühlen, "die Uni-Reform trifft alle". Solidarisch mit den Anliegen und Protestmaßnahmen der Lehrenden erklärten sich Vertreter der Studentenfraktionen Verband Sozialistischer StudentInnen Österreichs (VSStÖ) und Grüne und Alternative StudentInnen (GRAS). Der VSStÖ kritisierte, dass sich der Vorsitzende der Österreichischen Hochschülerschaft (ÖH), Martin Faißt, weigere, mit den Lehrenden Kontakt aufzunehmen. Die GRAS fordert eine öffentliche Sondersitzung der ÖH-Bundesvertretung. (APA)