Graz hat eine neue Kunstgalerie. Franz Motschnig hat sie am Glacis gegenüber vom Stadtpark eröffnet und nützt die zwei großen, hohen Räume auch als Atelier. Ein charmanter Akzent im Uni-Viertel. Die erste Ausstellung enthält eine Auswahl aus Gottfried Fabians grafischem abstraktem Werk. Die Kollagen und Schichtbilder vom Galeriebesitzer Franz Motschnig selbst nehmen sich neben Fabians Grafik recht opulent aus. In allen findet sich sein großartiger zeichnerischer Strich. Elemente seiner Tüllbilder wurden ebenso weiter entwickelt wie seine Porträtserien. Die Kompositionen sind so dicht, dass sich die Materialien bisweilen zu verselbstständigen scheinen, eindeutige und bestimmte Gesten holen sie aber wieder ein. Franz Motschnig, "Combine Painting" Gottfried Fabian, Eine Auswahl aus seinem grafischen Werk
Atelier Expositur, 8010 Graz, Glacisstraße 9.
Bis 23. März
Die als mutig bekannte Gabriella Bleich-Rossi stellt einen "Neuen" vor, den jungen Grazer Wolfgang Becksteiner , der Architektur studiert hat und Schüler von Hermann Nitsch war. Er erhielt 1999 ein Förderstipendium der Stadt Graz, und dies ist seine allererste Ausstellung. Er arbeitet mit Röntgenbildern und grobkörnigen Fotografien. Die Röntgenbilder werden aneinander gelegt, dunkel lackiert und/oder mit Farbe übermalt. Das ergibt Schichten, die einem den Blick ins Innere mehrfach versperren. Der Künstler transportiert damit sehr anschaulich die Verschränkungen von innen und außen, er geht auf die atmende Haut und den lebendigen Körper ein. In bestimmten Bildern, wie Nude in the kitchen , einer Arbeit mit Karton, Transparentfolie, Fotokopien und Silikon, gestaltet er Anfänge eines Raumes. Das Bild hat insofern eine Schlüsselfunktion, als es vom Einzelnen zum Kollektiv überleitet, während die Röntgenbilder Wolfgang Becksteiners diese doppelte Qualität noch in sich vereinigen. Sie sind einerseits unverwechselbar auf eine Person bezogen, andererseits anonym, da ihrer ursprünglichen Funktion beraubt und in einen völlig anderen Kontext gestellt. Wolfgang Becksteiner, "Maybe you'll remember later", Galerie Bleich-Rossi, 8010 Graz, Bürgergasse 4/II.
Tel.: (0316) 81 14 79
Bis 31. März
musik für die augen macht Anselm Glück in der Galerie Leonhard , mit einigen Zeichnungen und vielen bunten Bildern, die in den vergangenen drei und vier Jahren entstanden sind. Das ist jetzt eine von der Realität vollkommen abgehobene Bildwelt, die sich nur auf Farben und Formen verlässt und auf Plastisches oder auf Perspektiven verzichtet. Anselm Glück, "musik für die augen", Galerie Leonhard, 8010 Graz, Leonhardstraße 3.
Tel.: (0316) 38 45 37
Bis 31. März
(manie/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 19. 3. 2001)
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