Wien - Zur "heißen Phase" des Wiener Wahlkampfes lud SOS-Mitmensch am Montag zu einer gemeinsamen Pressekonfernez mit dem Künstler Georg Danzer und internationalen Experten. Diese sollten den Wahlkampf unter der Fragestellung "Was ist schon normal?" beobachten. SOS-Mitmensch kritisierte, dass "mittlerweile polemisierende, diskriminierende und fremdenfeindliche Äußerungen" fallen würden. Danzer meinte, er halte es für "bedenklich", dass im Wahlkampf "Ängste geschürt" und "Feindbilder geschaffen" würden. Die tatsächlichen Probleme würden ausgeklammert. "Jetzt kommt auch noch der Antisemitismus dazu", so Danzer. Die "Sager von (Ex-FP-Chef und Landeshauptmann Jörg, Anm.) Haider und (dem zurückgetretenen Gemeinderatskandidaten Peter, Anm.) Schumann" würden zeigen, dass man "klammheimlich" auf Unterstützung solcher Aussagen spekuliere. "In anderen Ländern politische Konsequenzen" Die Politologin Sieglinde Rosenberger thematisierte die politische Kultur in Österreich. Was in Österreich als "normal" gelte, "würde in anderen demokratischen Ländern zu politischen Konsequenzen führen und nicht unter der Kategorie 'Witz' abgehandelt werden", so Rosenberger. Es gehöre zur Normalität, dass "xenophobe Obsessionen und klassische Law-and-Order-Forderungen nicht mehr reizen" würden. Derartige Aussagen würden "gelassen hingenommen oder unter dem Deckmantel des Nicht-Wissens relativiert". Die Sprachsoziologin Ruth Wodak stellte fest, dass in diesem Wahlkampf eher auf die "Anspielungsebene" zurückgegriffen würde. So würden auf FP-Plakaten "Ausländer mit Kriminalität und Drogen in Zusammenhang gebracht". Hier werde ein Zusammenhang suggeriert, der so gar nicht dastehe. Auch sei beim Umgang mit Namen mehr Sensibilität angebracht. Auch sie meinte, dass "bestimmte Formulierungen so in anderen Ländern nicht ohne Konsequenzen" gemacht werden könnten. Für Aaron Rhodes von der Internationalen Helsinki Föderation für Menschenrechte (IHF) verletzt die FPÖ mit ihrer Wahlkampagne internationale Standards, zu denen sich Österreich im Rahmen des KSZE-Prozesses verpflichtet habe. Es habe diesbezüglich auch einen offenen Brief an Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (V) und die Vizekanzlerin Susanne Riess-Passer (F) gegeben. Konsequenzen könne es zwar keine geben, so Rhodes, wenn aber beispielsweise in Bosnien-Herzegowina solche Plakate affichiert würden, würde der internationale Bosnien-Beauftragte diese Partei wahrscheinlich verbieten. Der Politologe Oliver Marchart meinte, dass sowohl ÖVP als auch FPÖ Multikulturalität "als Feindbegriffe" verstehen und sie mit Fundamentalismus gleichsetzten würden. Troy Davis, Vorsitzender der Weltbürger Stiftung, warf der FPÖ vor, einen zu engen Begriff von Demokratie zu haben. (APA)