Wien - Auf Ablehnung bei der ÖVP stößt die von der AHS-Lehrergewerkschaft initiierte Urabstimmung über einen unbefristeten Streik. Bei den beschlossenen Maßnahmen wie der neuen Kustodiats- und Klassenvorstandsregelung handle es sich um eine "Umstellung der Lehrerentlohnung, ohne dass damit Verschlechterungen für die Schüler verbunden" seien, betonte ÖVP-Bildungssprecher Werner Amon in einer Aussendung. Ein Streik würde aber gerade auf deren Rücken ausgetragen. Bei den Verhandlungen über die Neuregelungen sei das Bildungsministerium den AHS-Lehrern entgegen gekommen. Nun stelle sich aber die Frage, inwiefern Zusagen angesichts eines Streiks noch verbindlich seien, so Amon. Gerade jene, die die Pragmatisierung hochhalten, würden die damit verbundene besondere Loyalitätsverpflichtung gegenüber der Republik vermissen lassen. Als "Vorbild" für die AHS-Gewerkschafter bezeichnete Amon die "konstruktive Vorgehensweise der Pflichtschullehrergewerkschaft". Diese hatte ein eigenes Arbeitszeitmodell - das so genannte "Jahresnormmodell" - ausgearbeitet, das demnächst vom Parlament beschlossen werden soll. Als "besonders bedenklich" stufte Amon die Vorgehensweise der Gewerkschaft ein, die die Urabstimmung ohne vorhergehende Konsultationen mit den Schulpartnern in Bewegung gesetzt habe. Das Bildungsministerium sei trotz der notwendigen Strukturreformen bemüht, die Maßnahmen so verträglich wie möglich zu gestalten. "Unverhältnismäßige Reaktionen werden wenig Akzeptanz finden," so der ÖVP-Bildungssprecher. Enorme Verbesserungen Massive Kritik an der Urabstimmung über einen unbefristeten Streik kommt auch von den Freiheitlichen. Die AHS-Gewerkschaft solle sich ein Beispiel an der "konstruktiven Haltung der Pflichtschullehrer-Gewerkschaft nehmen" und statt Streikdrohungen eine konstruktive Gesprächsbasis herstellen, meinte FPÖ-Bildungssprecher Karl Schweitzer in einer Aussendung. Die Pflichtschullehrer hätten gemeinsam mit der Regierung ein Modell erarbeitet, das zu enormen Verbesserungen für die Lehrer führe. Positiv wertete Schweitzer, dass sich sowohl Eltern und Schüler als auch Pflichtschul- und BHS-Gewerkschaft "nicht mehr länger von der AHS-Gewerkschaft instrumentalisieren" ließen. Schon im Vorfeld des Warnstreiks der AHS-Lehrer im Dezember des Vorjahres habe die AHS-Gewerkschaft bewusst mit Falschmeldungen wie dem angeblichen bevorstehenden Aussetzen der Nachmittagsbetreuung und der Wahlfächer oder dem Entfall der individuellen Betreuung und der pädagogischen Beratung durch die Klassenvorstände agiert, um ihre eigenen Interessen durchzusetzen. Dies sei jedoch "alles Humbug und reine Panikmache", so Schweitzer. Nicht einverstanden Der Protest der Gewerkschaft richtet sich vor allem gegen Neuregelungen bei der Bewertung von Klassenvorstands- und Kustodiatstätigkeiten durch das im November 2000 verabschiedete Budgetbegleitgesetz. Nicht einverstanden ist man damit, dass Klassenvorstände und Kustoden für diese Tätigkeit künftig finanzielle Zulagen von 2.000 bzw. 1.100 bis 1.600 Schilling monatlich statt Abschlagsstunden bei der Lehrverpflichtung bekommen. Die Gewerkschaft befürchtet dadurch den Abbau von Junglehrern und Gehaltseinbußen für ältere Kollegen. Ebenfalls auf Kritik stößt die Änderung bei der Abgeltung von Supplierstunden. Jeder Lehrer kann demnach eine Stunde pro Woche ohne Bezahlung zur Vertretung eines Kollegen herangezogen werden. Ab der zweiten Stunde fallen 365 Schilling brutto an. Bisher wurde das Gehalt einer Überstunde ausbezahlt. (APA/red)